User:Tracker/Projekt 257/Kapitel 8

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Kapitel 8

Ein mächtiger Verbündeter

Jetzt aber los. Sie hängte sich das Plasmagewehr über die Schulter, sah auf ihren Comlink und setzte sich in Bewegung. Sie kam an riesigen Schrottpressen vorbei. Hoffentlich existierte der Titan-X noch, sonst waren alle ihre bisherigen Anstrengungen umsonst gewesen. Nach weiteren 100 Metern hatte sie es geschafft. Hier lag er, teils unter Stahltrümmern begraben, der Titan-X. Ein riesiges, 2,50 m großes Ungetüm aus Stahl und er schien noch vollständig erhalten zu sein. Sie entriegelte die Stahlpanzerung an seinem Hinterkopf und setzte ihm den Gedächtnischip ein, den Bill ihr gegeben hatte. Dann nahm sie den Mikrocomputer und versuchte den Roboter zu aktivieren, aber nichts geschah. Eve murmelte: „Verfluchte Kiste, beweg dich!“ Nichts!. Hatte sie etwas falsch gemacht oder war dieses Ding nur noch ein Haufen Schrott?

Sie nahm den Comlink und funkte Bill an: „Hallo Bill! Ich habe den Titan-X gefunden und ihm den Chip eingesetzt, aber er rührt sich nicht. Was soll ich tun?“

In ihrem Display erschien eine Nachricht: „Vermutlich hat er keine Energie. Entweder sind seine Brennzellen verbraucht oder sie wurden ausgebaut. Es muss einen Container geben, in dem diese Brennzellen gelagert werden. Sieh hinter der Brustpanzerung nach, welche du benötigst, und versuch eine zu finden, die zumindest noch teilweise aufgeladen ist.“

Eve antwortete: „Danke für den Tipp! Ich sehe nach. Ende!“

Sie entriegelte die Brustpanzerung. Nichts! Beide Einschübe waren leer. Kein Wunder, dass der Roboter nicht funktionierte. Sie durchsuchte die Container, die sich in der Nähe befanden. Im Zweiten wurde sie fündig. Es war zwar nur eine Brennzelle für die Notstromversorgung, aber besser als gar nichts. Sie nahm die Brennzelle und rannte zurück zum Titan-X. Aus der Ferne hörte sie Stimmen. Taggerts Team hatte den Schrottplatz nun ebenfalls erreicht und die bewusstlosen Wachen gefunden. Der Eingang wurde immer noch von den beiden Schrotttransportern blockiert. Das würde ihr etwas Zeit verschaffen. Sie setzte die Notstromzelle ein und versuchte den Titan-X erneut zu aktivieren. Diesmal funktionierte es. Langsam setzte sich der Koloss in Bewegung. Der Stahlberg erzitterte, unter dem er begraben war. Kreischender Lärm ertönte, als Metall über Metall schrammte. Mit ruckartigen Bewegungen kämpfte er sich frei und richtete sich auf. Jetzt stand er ihr direkt gegenüber, der Titan-X. Groß, mächtig, mit unheimlichen roten Augen.


Eve fragte: „Wie lautet deine Hauptdirektive?“

Der Titan-X antwortete mit tiefer, dröhnender Stimme: „Dich und Emily zu beschützen!“


Eve musterte ihn skeptisch: „Gib mir einen Statusbericht.“


Der Titan-X entgegnete mit monotoner Stimme:

Primärbewaffnung: Keine
Sekundärbewaffnung: Keine
Hauptbrennzelle: Fehlt
Notstromzelle: Restenergie 46%
Bewegungsfunktionen: Intakt
Stahlpanzerung: Intakt


Eve grübelte: „Hm, das ist nicht viel. Du hast keine Waffen und deine Energieversorgung läuft auf Reserve. Wie lange wird deine Restenergie reichen?“

Der Titan-X antwortete: „Bei Standardeinsatz 4 h 11 min, bei Kampfeinsatz 1 h 53 min.“

Eve entgegnete: „Na toll! Dann sollten wir uns beeilen, bevor dir die Energie ausgeht. Ich werde von 6 bewaffneten Männern verfolgt. Bitte töte sie nicht! Versuch nur, mich zu schützen. Wir verlassen den Schrottplatz und gehen zur Waffenkammer.“


Plötzlich ertönten Maschinengewehrschüsse. Eve hechtete in Deckung. Der Titan-X stampfte auf die Angreifer zu. Die Schüsse prallten wirkungslos an seiner Stahlpanzerung ab. Weiterhin auf den Roboter feuernd zogen sich die Männer langsam zurück. Der Titan-X ergriff eine Kiste mit Stahlteilen und schleuderte sie nach den Angreifern. Die sprangen in Deckung und wurden von der Kiste nur knapp verfehlt. Eve stockte der Atem.

Sie schrie den Titan-X an: „Hast du mich nicht verstanden? Ich sagte: Nicht töten!“

Der Titan-X antwortete mit dröhnender Stimme: „Menschliche Verluste: 0%“ und stampfte weiter.

Taggert brüllte: „Granate!“

Die Männer gingen in Deckung: Eine gewaltige Detonation ertönte und Metallteile wirbelten durch die Luft. Der Titan-X wurde von einer riesigen Rauchwolke eingehüllt. Als sich die Männer vorsichtig wieder erhoben, trauten sie ihren Augen kaum. Die Rauchwolke lichtete sich und der Titan-X stand immer noch. Er hatte fast keinen Kratzer.

Taggert brüllte: „Verteilt euch und kreist sie ein. Henderson holen Sie die Panzerfaust aus dem Mannschaftswagen!“


Eve erschrak, als sie das Wort Panzerfaust hörte. Sie befahl dem Titan-X: „Schnell, beweg dich zum Ausgang! Ich komme nach!“

Der Titan-X stampfte los. Hindernisse auf seinem Weg fegte er mühelos zur Seite und hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Einer von Taggerts Männern konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Eine Kiste mit Stahlteilen fiel um und begrub seine Beine unter sich. Er war eingeklemmt und schrie vor Schmerzen.

Eve fauchte den Titan-X an: „Kannst du nicht besser aufpassen? Mach das nie wieder!“

Der Titan-X entgegnete ungerührt: „Gegner neutralisiert. Verletzungen reparabel.“

Eve schüttelte wütend den Kopf. Sie hielt sich dicht hinter ihm und nutzte das Chaos, um an Taggert vorbeizukommen.

Taggert brüllte: „Vorsicht! Schießt nicht auf die Fässer mit dem Giftmüll.“

Er kniete neben dem Verletzten nieder, befreite ihn von den Trümmern und gab ihm ein Beruhigungsmittel.

Der Mann knirschte mit den Zähnen und presste schmerzhaft hervor: „Serge, ich spüre meine Beine nicht! Ich glaube, sie sind gebrochen!“

Taggert antwortete: „Halten Sie durch Miller! Ich werde Hilfe anfordern!“

Wütend stand er auf und folgte grimmig den Anderen.


Eve saß in der Falle. Sie waren in einer Sackgasse gelandet und von hinten näherten sich Taggerts Männer.

Sie sagte zum Titan-X: „Lass dir etwas einfallen, sonst sind wir erledigt.

Der Titan-X aktivierte seinen Suchmodus und sah sich prüfend um. Schließlich fixierte er einen Kistenstapel, trat auf ihn zu und warf sich mir voller Wucht dagegen. Stahltrümmer regneten auf ihn herab, aber das schien ihn nicht weiter zu stören. Erneut warf er sich gegen die Kisten und brachte den Stapel zum Einsturz. Taggerts Männer eröffneten das Feuer und Eve ging in Deckung, während der Titan-X den Weg frei räumte. Eve rannte hinter ihm her. Das war knapp, aber sie war noch nicht in Sicherheit. Taggerts Männer stellten ihr nach. Sie drehte sich um und sah an der Wand einige Fässer mit der Aufschrift ‚leicht entflammbar!’ Mit dem Plasmagewehr schoss sie die Fässer in Brand. Eine Feuerwand breitete sich aus und versperrte ihren Verfolgern den Weg. Der Titan-X hatte den Ausgang schon fast erreicht. Eve spurtete hinter ihm her. Sie hatte ihn schon fast eingeholt, da sah sie Henderson hinter dem Mannschaftswagen knien, die Panzerfaust im Anschlag. Sie durfte ihn nicht zum Schuss kommen lassen. Sie zielte mit dem Plasmagewehr auf Hendersons Arm und drückte ab. Der Schuss streifte ihn an der Schulter und hinterließ eine riesige Brandwunde. Henderson schrie auf und feuerte die Panzerfaust ab, aber der Schuss verfehlte sein Ziel und zerstörte einen Schrottcontainer. Stahlteile wirbelten durch die Luft und ein großer Metallsplitter bohrte sich in Eves rechten Oberschenkel. Sie schrie auf und riss ihn heraus. Blut quoll aus der Wunde. Sie zog das verletzte Bein hinter sich her und humpelte durch den Ausgang. Henderson lag am Boden und hielt mit schmerzverzerrtem Gesicht seine verletzte Schulter. Als der Titan-X sich ihm näherte, zog er seine Pistole und schoss entsetzt das ganze Magazin auf ihn leer. Den Titan-X kümmerte dies wenig, aber seine Hauptdirektive lautete Eve zu schützen. Er hob seinen Fuß, um Henderson unter sich zu zerquetschen.

Eve schrie: „Stopp! Sofort aufhören!“

Der Titan-X hielt inne und Henderson atmete auf.

Eve humpelte an Henderson vorbei und sagte zu ihm: „Verhalten Sie sich ruhig, dann geschieht ihnen nichts.“

Der Titan-X zertrümmerte den Mannschaftswagen und warf ihn um.

Eve schrie: „Verdammt! Was tust du da? Ich bin verletzt, siehst du das nicht? Wie sollen wir jetzt von hier wegkommen?“

Taggert und seine Männer hatten jetzt ebenfalls den Ausgang erreicht.

Einer der Männer schrie: „Da ist Blut! Sie ist verletzt! Gleich haben wir sie!“

Der Titan-X setzte sich auf den Boden und ging in den Tankmodus. Aus Gesäß und Unterschenkel erschienen Räder. Er legte seine riesigen Hände auf seine Knie, beugte den Oberkörper etwas nach vorn und bildete so vor sich eine Sitzfläche für Eve. Mit dröhnender Stimme sagte er: „Aufsteigen!“

Eve staunte nicht schlecht und setzte sich in den Schoß des Titanen. Elektromotoren heulten auf und der Titan-X setzte sich in Bewegung. Taggerts Männer schossen mit ihren Maschinengewehren aber die Kugeln prallten wirkungslos an der Rückenpanzerung des Roboters ab. Der Titan-X nahm Fahrt auf und bewegte sich schnell außer Schussweite.

Taggert rief: „Feuer einstellen!“


Er nahm seinen Comlink und funkte Commander Grey an: „Hier Taggert, die Zielperson ist vom Schrottplatz entkommen und bewegt sich jetzt in Richtung Roboterfabrik. Sie hat es geschafft, einen Titan-X zu aktivieren. Der Roboter hilft ihr.“

Commander Grey tobte: „Was! Ein Titan-X? Wurden die nicht schon vor 5 Jahren verschrottet? Haben sie Verluste?“

Taggert antwortete: „Henderson hat eine üble Brandwunde an der Schulter, Millers Beine sind gebrochen, drei Mann sind bewusstlos und zu Jacksons Team habe ich seit Beginn der Mission keinen Kontakt mehr.“

Grey knurrte: „Ich schicke ihnen ein Fahrzeug, das die Verletzten abholt. Jacksons Team ist verschollen. Ich habe Higgins losgeschickt, um etwas über ihren Verbleib herauszufinden. Ich sage ihm Bescheid. Er kann Sie unterstützen und der Kreatur den Rückweg abschneiden!“

Taggert sagte: „Habe verstanden, Sir! Ende!“ Grimmig starrte in die Ferne, aber Eve und der Titan-X waren schon längst aus seinem Blickfeld verschwunden.

Henderson trat neben Taggert und hielt seine verletzte Schulter.

Er fragte skeptisch: „Serge, sind sie sicher, dass diese Eve gefährlich ist? Wenn sie den Roboter vorhin nicht aufgehalten hätte, dann hätte er mich zerquetscht! Ich verdanke ihr mein Leben!“

Taggert antwortete entschieden: „Wir haben unsere Befehle. Bleiben sie hier und warten sie auf den Rettungswagen. Die Anderen zu mir! Wir nehmen zu Fuß die Verfolgung auf!“



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