[Bioc infection, Green Village]
Triage
Dilemma 1: Gibt es keinerlei Triage laufen Ärzte im Extremfall Gefahr gleich zweifach gegen ihren hippokratischen Eid zu verstoßen indem sie beide Patienten verliert, weil sie keine Unterscheidung vornehmen durften. Ärzte müssen also triagieren, um wenigsten einen Patienten zu retten.
Dilemma 2: Allein die Überlebenschance der Patienten sollte zählen. Wie verhält es sich aber, wenn von Triage behinderte, also stärker schutzbedürftige Menschen betroffen sind. Gilt dann noch die "einfache" Abwägung oder haben sie ein Vorteil durch den zuvor gesellschaftlich verabredeten Konsens sie im Allgemeinem besonders zu schützen?
- Grundgesetz, Artikel 3: Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. [Die Bevorzugung wird für Behinderte nicht ausgeschlossen. Das ist eher als Ausgleich zu verstehen. Ihnen soll durch die Solidargemeinschaft Unterstützung widerfahren.]
Eine strickt wörtliche Auslegung würde bedeuten, dass auch Behinderungen, die für die Überlebenschance wirklich relevant sind, nicht berücksichtigt werden dürfen. Dies würde einer Bevorzugung mancher Behinderter gegenüber Nichtbehinderter gleichkommen. Die Frage steht dann im Raum in wie weit das - nicht als Ausgleich für das alltägliche Leben, sondern bei einer Frage um Leben und Tod - wirklich gerecht ist und ob so dieser mögliche Konflikt früher oder später von Rechtsextremen instrumentalisiert wird.
Eine Behinderung KANN neben der rechtlichen Dimension auch eine medizinische haben, auch wenn es nach dem frischen Urteil des Bundesverfassungsgerichtes kaum jemand zugeben will. Festzuhalten ist, dass niemand mit einer Behinderung Angst haben muss VORAB "aussortiert" zu werden.
Es wäre aber naiv zu glauben, dass eine medizinisch relevante Behinderung (die, die Überlebenschancen krass negativ senkt), letztendlich nicht irgendwie in die Beurteilung, in die Triage einfließt.
So löcherte auch Claus Kleber Intensivmediziner Uwe Janssens im Interview, ob eine Behinderung nicht doch eine Rolle spielen könnte. Dieser musste etwas herumdrucksen und sinngemäß versichern, dass wenn es zum Faktor wird, dieser nur einer von vielen ist und dass man sich die Lage sehr, sehr genau angucken wird.
Ähnliches Konfliktpotential könnte das Alter (nicht Gebrechlichkeit) einer Person darstellen (weil "altersdiskriminierend"). Beispielsweise, wenn der aktuelle Zustand zweier Patienten gleich ist und diese sich nur im Alter stark unterscheiden. Es wäre immer noch eine plausible Annahme, dass der jüngere Patient später auf die Behandlung anspringt und zwar besser als der ältere Patient. Wenn das Alter gar keine Rolle spielen darf, läuft man Gefahr in diesem Szenario zu spät zu entscheiden und beide Patienten zu verlieren. Das würde den Sinn einer Triage zuwiderlaufen.
Faktoren, die rechtlich diskriminierend, medizinisch jedoch relevant sind, sollten daher nur in Pattsituationen herangezogen werden dürfen, als wirklich allerletzte Entscheidungskriterien.
Die Realität könnte noch mit ganz anderen Beispielen um die Ecke kommen, die der Gesetzgeber gar nicht wissen kann. Es ist also wichtig den Ärzten ein Ermessensspielraum zu lassen. Nicht alles lässt sich in Gesetze gießen.
Ethik nur so gut sein, wie es die Realität erlaubt. Das ist die fundamentale, ungeschönte Wahrheit. Ärzte können niemanden retten, wenn sie nicht die Ressourcen dazu haben. Ärzte laufen Gefahr die Wut der Betroffenen und Angehörigen für das VERSAGEN der Gesellschaft auf sich zu ziehen, welche zuvor nicht genügend medizinische Ressourcen sichergestellt hat. Es ist die Pflicht der Gesellschaft die Notwendigkeit von Triage im Vorfeld zu verhindern.
Entfiele eine de facto Bevorzugung von verstärkt Schutzbedürftigen (auch wenn es nur um eine absolute Gleichheit ginge), könnten Unterstellungen von Diskriminierung, oder noch schlimmer von Euthanasie laut werden, weil den "Benachteiligten" nur noch palliativen Maßnahmen bleiben. Mit der Triage tut sich nicht nur ein zweites Dilemma auf, es liegt auch noch auf politisch verminten Gebiet.
Wenn man den tatsächlichen Einsatz von Triage und mögliche rechtsradikal motivierte Folgediskussion vermeiden will, ist es vermeintlich klug zur Impfpflicht zu greifen. Das Dilemma "0" der Impfpflicht ist weniger hart, weil man dort besser mit Solidarität argumentieren kann. Und es ist das mildere Mittel Menschen zu retten - ob behindert oder nicht behindert. Nach der schon starken Delta-Variante könnte mit Omikron die Schwelle endgültig überschritten sein diese Pflicht einzuführen. Doch beinhaltet eine Impfpflicht speziell in Deutschland sehr praktische Probleme.
Impfpflicht
Die verfassungsrechtlichen Bedingungen der Impfpflicht wurden von Henning Radtke erklärt.
Die Impfpflicht muss [1] verhältnismäßig und [2] zeitlich begrenzt sein.
[1] Verhältnismäßig heißt, wenn das Instrument
- legitime Ziele hat (Instrument dient dem Schutz der Gesundheit der Bevölkerung bzw. großer Gruppen davon. Zudem kann es Triage verhindern und negative Priorisierung anderer wichtigen Behandlung wie bei Krebs.)
- geeignet ist (Anhebung der Impfquote, um Gesundheitssystem zu schützen und damit möglichst viele Leben zu retten. Die Impfung beeinflusst die Gesundheit direkt von alten Menschen und indirekt von mittelalte und jüngeren Menschen, die früher oder später auch auf funktionierende Krankenhäuser angewiesen sind.)
- erforderlich ist (Instrument darf nicht über das Ziel hinausgehen. Zum Beispiel darf dann eine Impfpflicht nicht für andere Infektionskrankheiten genutzt werden, weil diese das System nicht überlasten.)
- angemessen ist (Recht auf Leben vs. Recht auf körperliche Unversehrtheit, Demonstrationsrecht, Versammlungsrecht, usw. Im Kern eine Abwägung, insbesondere der, der Risiken: mittleres Risiko durch Krankheit vs. minimales Risiko durch Impfnebenwirkungen. Stand 2022.01.04: mehr als 5.400.0000 Corona-Tote vs. weniger als 100 Impftote. Nur wer am Leben ist, kann auch seine anderen Grundrechte in Anspruch nehmen...)
[2] Das Instrument kann also gesetzlich festgeschrieben werden. Der Einsatz ist allerdings zeitlich nur begrenzt möglich, weil die Situation sich ändert. Eine angemessen hohe Impfquote bei hoch wirksamen Impfstoffen würde die Krankenhäuser entlasten, sodass die Notwendigkeit der Impfpflicht schließlich nicht mehr gegeben ist.
Dilemma 0: Man setzt sich mit der Impfung einer 100-prozentigen Gewissheit aus, dass man die minimalen Risiken von Impfnebenwirkungen trägt. -- Dem gegenüber steht gleichzeitig ein "Risiko", dass man die Impfung viel besser verträgt als die erstmalige Virusinfektion. Des Weiteren hilft man mit der eigenen Impfung eine Überlastung des Gesundheitssystems sowie Triage zu verhindern und die Pandemie abzukürzen. Die eigene Impfung ist also sowohl solidarisch als auch egoistisch vorteilhaft.
- Die Pflicht ergibt sich aus dem allgemeinem Konsens, dass Gesellschaft und ihr Wohl etwas Gutes ist und dass wir das Recht auf Leben anderer nicht gefährden dürfen. Wir erkennen unsere Notwendigkeit zu handeln. -- Im konkreten Fall der Impfpflicht ist es leider so, dass manche nicht zu einer rationalen Risikoabwägung fähig oder willens sind - sei es aus Angst, Trotz, Ideologie oder Desinformation. Das Aufbauen von Druck per Sanktionierung wird daher schnell als übergriffig empfunden und steht grenzwertig zur zweiten Eigenschaft der Pflicht, dass diese trotz allem freiwillig ausgeübt werden soll. Ein echter Zwang besteht aber dennoch nicht.
Dilemma 1: Auch wenn die Impfpflicht rechtlich machbar ist und gesundheitliche Schäden verhindern kann, kann die Impfpflicht gleichzeitig gesellschaftliche Schäden verursachen: Spaltung bis hin zu Terrorismus. Die offensichtliche realpolitische Abwägung ist welche Schäden größer sind.
- Anmerkung zum Begriff "Spaltung": Olaf Scholz will nicht von gesellschaftlicher Spaltung sprechen, da diese nicht 50:50 vorliegt. Doch auch wenn nur 0,1 Prozent der Bevölkerung Extremisten/Terroristen werden, ist das in absoluten Zahlen eine gefährliche Menge.
Dilemma 2: Praxis. Ohne Impfregister ist eine Sanktionierung schwierig - und darum geht es ja wie beim Flensburger Punktesystem. Es existiert ganz einfach nicht. Und solange man die Infrastruktur nicht hat, erzeugt die bloße Diskussion schon Schäden (Radikalisierung). Man läuft Gefahr, dass der absehbar Nicht-Einsatz nur Schäden und keinen Nutzen erzeugt. Es ist davon auszugehen, dass Diskussionen um Datenschutz die Etablierung zwar nicht verhindert aber zusätzlich ausbremst. Das alles fällt in die unklare Zeit wie gefährlich Omikron ist. Das als Argument aufzuführen wäre aber nur eine Nebelkerze. Die Diskussion muss trotzdem geführt werden, weil jederzeit eine weitere Pandemie ausbrechen kann. (Siehe aktuelle Geflügel- und Schweinepest.) Und dann stünde man wieder vor dem gleichen Problem.
Dilemma 3: Die Nicht-Einführung der Impfpflicht lässt dem Virus noch mehr Gelegenheit zu mutieren und kann über neue Varianten die Pandemie verlängern. Ein zu enger rechtlicher Rahmen KANN mehr Schäden verursachen als er verhindern soll.
Das Virus kann jede Schwachstelle unseres Systems ausnutzen, ohne selbst dafür negative Konsequenzen fürchten zu müssen.
Die Situation läuft anscheinend darauf hinaus, dass man die Impfpflicht als Instrument etabliert aber nicht einsetzt. Aus praktischen Gründen wird man die Situation wie Christian Drosten schon sagte (mit Kontaktbeschränkungen, etc.) bis zum Frühling politisch moderieren müssen. Wie der Tagesspiegel erfahren haben will, zeichnet sich mittlerweile neben allen anderen Problemen auch eine politische Verschleppung ab. Demnach könnte im Sommer erst ein kalter Krieg herrschen bevor es im Herbst wieder heiß einhergeht?
- Zwei Dinge werden zu oft in einen Topf geworfen, wenn es um die Impfpflicht geht: die Schaffung als Instrument und der tatsächliche Einsatz. Die komplette Ablehnung hat ihre eigene Tragik: wenn man immer erste darüber nachdenkt, wenn man sie braucht, aber nicht einsetzen kann, weil sie zu spät fertig wäre.
2022.01.05: Lauterbach möchte zwar die Impfpflicht ab 18 einführen, nachdem aber bereits Österreich bei dem Thema wieder vorsichtigere Töne angeschlagen hat, schauen wir mal wie gut der Vorschlag (bzw. die konkrete Umsetzung) altern wird.
- Natürlich wäre es besser, alle würden sich impfen lassen. Umso früher kann man zur Normalität zurückkehren. Verfassungsrechtlich ist es schwieriger (oder sagen wir mal weniger offensichtlich), die einzubeziehen, die kein eigenes hohes Risiko haben an Corona schwer zu erkranken und die ITS im großen Stil zu belegen. Eine Impfpflicht ab 50 oder 60 ist zudem leichter vermittelbar. Sie knüpft kommunikativ und logisch an das an, was zuvor in der Öffentlichkeit von Politik und Wissenschaft geäußert wurde.
- Juristisch stark verbunden Menschen sei gesagt, die Pandemiebekämpfung ist multifaktoriell. Stichwort: Käsescheibenmodell. Also, nur weil eine Maßnahme nicht den absoluten Erfolg bringt, heißt das nicht, dass man die Maßnahme allein deswegen ablehnen sollte.
- Kritikpunkte, denen man Rechnung tragen sollte - und das hat Christian Lindner und Karl Lauterbach bereits angekündigt - ist die Fähigkeit eine Massenimpfung zeitnah durchführen zu können und die Impfstoffe wirklich schnell anpassen zu können. Die mRNA-Impfstoffe sind dafür geradezu prädestiniert. Man sollte keine Angst haben das in Angriff zu nehmen. Die Produktionsanlagen können auch nach der Pandemie für viele andere Impfstoffe und Medikamente genutzt werden. Leider wird die Anpassung für die jetzigen Wintermonate nicht zur Verfügung stehen. Der Siegeszug der mRNA in der Medizin hat gerade erst begonnen.
Die Impfung hält nur ein paar Monate? Das dritte Pandemiejahr und es wurde noch immer nicht ausreichend kommuniziert, dass neben den Antikörpern die Gedächtniszellen mindestens genau so wichtig sind. Ein paar Monate mehr oder weniger sterile Immunität nach Boostern ist hilfreich für flatten-the-curve (kann aber auch über Kontaktbeschränkungen erledigt werden), noch wichtiger ist demnach, dass die Leute nicht an einem schweren Verlauf versterben oder bleibende Schäden davontragen.
Das Virus trainiert das Immunsystem? Manche Impfgegner und -befürworter liegen hier gar nicht mal so weit auseinander. Nur ein Detail trennt sie. Während Normalos sich ein jährliches Update auf natürlichen Weg sichern können, sollte die Grundimmunität erst einmal risikoärmer durch bis zu drei Impfungen erreicht werden.
Durch Impfstoffe gibt es Mutationen? Nein und nein.
- Primär entstehen Mutationen durch Replikation. Je mehr Menschen sich infizieren und krank werden desto mehr Mutationen. Impfungen können über Antikörper bzw. durch weitere Immunantworten die Replikation stoppen. Geimpfte Infizierte geben weniger Virus weiter.
- Je stärker die Herdenimmunität ist, desto stärker steigt der Selektionsdruck auf das Virus. Das produziert in dem Sinne keine zusätzlichen Immune Escapes, bevorzugt aber ihre Verbreitung. Dies passiert aber auch bei einer natürlicher Durchseuchung.
Wichtig ist, dass eine Grundimmunität in der Bevölkerung vorliegt, die sich im groben und ganzen durch erneute Infektionen selbst updaten kann.
Paradoxien:
Je mehr Impfgegner desto dringender die Impfpflicht.
Je mehr Impfgegner desto geringer die Wahrscheinlichkeit der Umsetzung.
Einerseits will die Regierung die Impfpflicht einführen, andererseits will sie nicht die "epidemischen Lage von nationaler Tragweite" ausrufen. Wenn es nicht so schlimm ist, warum dann die Impfpflicht einführen? Herrscht nicht die Sorge, dass sogar die kritische Infrastruktur in Gefahr ist? Das ist argumentativ nicht wirklich überzeugend.
Fehlender Exit
Der Ton wird langsam entschiedener - zum Teil auch bei den komplett geimpften.
- Es gibt jene, die die Impfpflicht umfassend befürworten und jetzt umgesetzt sehen wollen, damit „das alles mal ein Ende hat“, ganz ohne „Rache“.
- Es gibt jene, die geimpft sind, sich aber Sorgen machen, dass die Impfpflicht später noch für andere Dinge genutzt wird oder sich um den sozialen Zusammenhalt sorgen. Aus Mangel an Alternativen (Perspektiven) befürworten sie, dass man Omikron laufen lässt.
- Jene, die sich einfach nicht mehr einschränken wollen.
Tendenz steigend. Und überall Grauschattierungen.
Spekulationen zum weiteren Verlauf
Das Virus kann scheinbar und in Wirklichkeit schwächer werden:
- Wie Drosten sagt, wird durch den Aufbau von Immunität das Virus an sich nicht schwächer aber der Schaden den es anrichten kann. Er wollte damit vor einem Missverständnis und damit verbunden übertriebener Euphorie warnen. Denn die gewonnene Immunität kann auch wieder durch neue Varianten mal mehr mal weniger unterlaufen werden.
- Gleichzeitig scheint Corona einen evolutionären Flaschenhals zu erreichen. Da die Genomgröße weitgehend stabil ist, sitzt es möglicherweise in der Optimierungsfalle.
Das Spike-Protein wird auch in Zukunft mutieren. Vermenschlicht ausgedrückt: Das Virus versucht Immune Escapes zu erzeugen und so sein eigenes "Überleben" zu sichern. Des Weiteren stehen sich ganz grob* Infektiösität und Tödlichkeit konkurrierend gegenüber. Wenn mehrere Varianten gegeneinander antreten, haben jene mit höherer Infektiösität einen Selektionsvorteil, mussten diesen aber womöglich mit Abstrichen in anderen Bereichen bezahlen. Diese Entwicklung ist nicht garantiert, sie hat lediglich eine höhere Wahrscheinlichkeit. So ist es auch wahrscheinlich, dass der zeitliche Abstand zwischen dem Auftreten neuer bedeutsamer Varianten immer größer wird.
- Durch Langzeitexperiemente mit Bakterien wissen wir, dass Evolution S-Kurven durchläuft. Optimierungen werden immer schwieriger, vorteihafte Veränderungen treten immer langsamer auf. Im Fall von Corona wird als bremsender Faktor die Grundimmunität noch weiter zunehmen. Lauterbach's Aussage, dass Varianten immer schneller auftreten, mag daher mit der ersten Hälfte der S-Kurve erklärbar sein und gleichzeitig damit, dass Corona ein Cheater ist, einfach mal mit gesteigerter Infektiösität seine Evolution beschleunigt und wir nun Birnen und Äpfel vergleichen müssen.
- Jährlich rotierende Stammvarianten durch Immune Escapes wie etwa bei Influenza sind noch mal eine andere Geschichte.
- * Die Tradeoff-Theorie ist zu einfach, um verlässliche Prognosen zu machen. Die Viruseigenschaften sind nicht alle an einzelne Basenpaare gebunden. Ebenso kann eine Mutation Auswirkungen auf mehrere Eingenschaften haben. Wenn zum Beispiel wie bei Delta plötzlich viel mehr Viruskopien existieren, hat das sowohl Auswirkung auf die Übertragbarkeit/Infektiösität und die Krankheitsschwere. Varianten nach Omikron: Auch wenn es wegen der Optimierung der Infektiösität unwahrscheinlicher wird, kann es trotzdem wieder zu Verbesserungen in der Tödlichkeit kommen.
Dauer der Pandemie: Durch die Impfung wird in einigen Ländern die natürliche Selektion am Menschen ausgehebelt. Ein Massensterben, das nicht immunologische sondern genetisch bedingte Resistenzen zu Tage bringt, findet nicht statt. Im worst case hätte die Impfung die Pandemie verlängern können. Da Sars-CoV-2 überwiegend ältere Menschen dahinrafft, greift dieser Mechanismus hier sowieso nicht. Vorteilhafte Eigenschaften werden nicht vererbt. Dazu fehlte der Selektionsdruck auf die jungen Menschen. Das war mit der Pest anders. Gleichzeitig verhindert Impfung einige Mutationen. Auch wenn die Pandemie durch "flatten the curve" in die Länge gezogen wurde, sind einigen Varianten - und vor allem Tote - verhindert worden. -- Wenn sich eine Impfpflicht nicht durchsetzten und das Virus nicht ausrotten lässt, bleibt nur im Sommer (vielleicht schon ab Ostern?) so viele Infektionen wie möglich zuzulassen, damit die Grundimmunität aller näherrückt, während gleichzeitig die ITS/Normalstationen geschont werden.
- Drosten meint, man muss womöglich noch jahrelang Maske tragen. Wenn man ab einen bestimmten Punkte wirklich die Durchseuchung haben will, müsste man dann nicht genau auf diese Maßnahme verzichten? Hat kein Zweck sich jetzt darüber noch mehr Gedanken zu machen. Es kommt, wie es kommt.
Wenn man Infektion mit Impfung in etwa gleichsetzt, ist es mit einer Durchseuchung nicht getan. Das muss zwei, drei mal durchlaufen bis auch bei den Impfgegnern Grundimmunisierung drin ist. (Hoffentlich nur für die Statistiker interessant, die dann noch die mittelgroßen Wellen mitzählen bis die Endemie wirklich erreicht ist.)
- Wer einmal das Virus gut überstanden hat, wird vermutlich auch die zweite und dritte Infektion wegstecken - solange es nicht zu einer größeren Mutation (neue offizielle Variante) kommt. Es gab schon Einzelfälle wonach Personen nach der zweiten Infektion gestorben sind. Aber selbst dann dürften viele Ungeimpfte zumindest teilweise ein Schutz haben, nicht wieder bei Null anfangen. So ähnlich sind ja auch Wildtyp-Geimpften gegen Omikron noch teilweise immun - allerdings haben viele Geimpfte den Vorteil, dass sie schon zwei oder drei mal immunisiert wurden.
Eigentlich müsste Omikron die andere Variante (nahezu) komplett verdrängen. Interessant ist, wie Lauterbach über Delta denkt. Bei unterschiedlichen Serotypen würden die Varianten gleichzeitig existieren können. Sobald Omikron zu wenig Opfer findet, würde Delta wieder relevant werden. Die Frage ist wie weit das wirklich zutrifft. Denn der Immune Escape ist nicht perfekt. Weil sonst würden ja auch die Booster gar nix bringen?
Für zukünftige Gefahren gibt es auch Ideen zu Rekombinationen. -- Sehe da eher Omikron sich weiterentwickeln. -- Paradoxerweise hat gerade Omikron viele Mutationen, wodurch viele sich fragten wie diese Variante überhaupt entstehen konnte. (Mittlerweile wird untersucht in wie weit immungeschwächte Menschen (etwa durch HIV) neue Varianten ausbrüten können. Nach bisherigen Erkenntnissen wird es am wahrscheinlichsten angenommen, dass das Virus auf eine Mäusepopulation und wieder zurück auf den Menschen übersprang.)
- Nachtrag: Rekombinationen kommen am häufigsten vor, wenn eine Variante eine andere ablöst. Während des Übergangs können die Varianten einen Menschen leichter gleichzeitig infizieren. Experten wie Drosten waren sich daher sicher, dass es Rekombinationen geben würde. Vor seiner Vorhersage waren Rekombinationen in den Medien lange kein Thema.
- Es bleibt aber dabei, dass auch Rekombinationen mehr Vorteile mitbringen müssen, um sich erfolgreich verbreiten zu können. Bisher verbreitet sich Deltakron XD (AY.4 x BA.1) nur sehr langsam und stellt auch keine größere Gefahr da. Interessant wird es noch mal im Winter 22/23 wegen der Kombination Corona und Influenza:
- Wenn durch den Sommer der Antikörperspiegel gesunken ist und auch unsere neuen Landsleute, die Ukrainer, mit erfasst werden.
- Übergangsphase zur neuen alten Normalität: Nach dem Aufheben der Pandemiemaßnahmen wird wahrscheinlich auch eine Immunitätslücke gegen Influenza zu schließen sein, sodass erst im Winter 24/25 mit einem normalen/niedrigen Influenzainfektionsgeschehen zu rechnen ist und sich ein neuer natürlicher Rhythmus aus leichten und "schweren" Wellen einstellt. -- Genaue Vorhersagen lassen sich nicht treffen, da zu viele Variablen sich ändern können. Auf jeden Fall sollte während dieser Übergangsphase den Senioren noch einmal die Grippeschutzimpfung ganz besonders empfohlen werden.
Gedankenexperiment: Wie wahrscheinlich ist, dass eine Rekombination namens Deltakron sich erfolgreich ausbreiten kann?
A) Angenommen Omikron produziert genauso viele Kopien wie Delta:
- Selbst wenn es zu einer Rekombination kommt, müsste diese sich gegen Omikron BA.1 durchsetzten.
- Sollte Deltakron frühzeitig entsteht, könnte diese Variante wiederum durch Omikron BA.2 verdrängt werden.
- Eine spätere erfolgreiche Rekombination müsste einerseits aus Delta und Omikron BA.2 bestehen und gleichzeitig sich gegen das original Omikron BA.2 durchsetzen.
B) Nur wenn der Delta-Anteil wirklich mehr Viruskopien produziert, scheint die Rekombination eine reale Gefahr zu sein. -- Da der Immune Escape nicht perfekt ist, steht Omikron teilweise Delta konkurrierend gegenüber. Andererseits setzen die Kontaktbeschränkungen Delta mehr zu. -- Eine Rekombination kann dann trotz allem noch aus dem Ausland eingeschleppt werden.
Spekulation zur Stämmeentwicklung: Wenn die Infektiösität so weit optimiert ist, dass weitere Anpassungen kaum noch einen Selektionsvorteil bieten, könnte Corona beginnen sich aufzuteilen. Das könnte durch Nischenanpassungen und einer rotierenden Anpassung des Immunsystems an die Varianten passieren. Je verschiedenartiger die Viren desto weniger greift die Kreuzreaktivität. Trotz gleichzeitigem Auftreten würden sich die Viren in Verbreitungsstärke teils abwechseln? -- Auch mehrere Influenza-Stämme teilen sich den Menschen als Wirt.
Natürliche Schwankungen durch Räuber-Beute-Beziehungen.
Impfstoff für China - schwarze Katze hilft weißer Katze
Wir sollten es aus Eigennutzen China ermöglichen/dabei helfen mRNA-Impfstoff herzustellen. Sind geopolitische Machtüberlegungen wichtiger als reale wirtschaftliche Schäden, die sich aus einer globalisierten Welt ergeben? (Lockdown-Dauerschleife -> Stockende Lieferketten, Inflation) Eine Kooperation könnte auch ideologische Verhärtungen mildern.
Man hätte um den Nationalstolz der Chinesen/KPC nicht zu untergraben den Impfstoff umlablen können. Oder man hätte es ihnen es in zwei, drei Komponenten übergeben. Dann hätten sie es nur noch zusammenkippen müssen. Sie hätten behaupten können, es wären nur Bestandteile für eine chinesische Impfstofferezeptur.
Ob es China zulassen wird, dass Nordkorea vom Westen mRNA-Impfstoffe annimmt?
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