Talk:Restless Souls/Summary: Difference between revisions

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Atomwaffenangriffe wurden von Precht und Lanz in ihrem Podcast diskutiert. Ein solcher Angriff ist kein völlig unerwartbarer schwarzer Schwan. Es kann immer etwas schief gehen. So ist das Ereignis vielmehr ein grauer Schwan: es ist unwahrscheinlich, kann aber trotzdem passieren. Lanz meinte man sollte die Szenarien einfach durchgehen. Das reduziert auch die Angst, die Putin als Waffe nutzt. Machen wir das doch mal:
Atomwaffenangriffe wurden von Precht und Lanz in ihrem Podcast diskutiert. Ein solcher Angriff ist kein völlig unerwartbarer schwarzer Schwan. Es kann immer etwas schief gehen. So ist das Ereignis vielmehr ein grauer Schwan: es ist unwahrscheinlich, kann aber trotzdem passieren. Lanz meinte man sollte die Szenarien einfach durchgehen. Das reduziert auch die Angst, die Putin als Waffe nutzt. Machen wir das doch mal:


* Ein Abwurf einer Atombombe über der Ostsee bringt Putin militärisch absolut gar nichts. Außerdem läuft er Gefahr, dass der Fallout auf NATO-Gebiet runter geht. Das könnte man indirekt als Angriff werten. Es könnten sich auch Schiffe in Reichweite des EMP befinden. Diese Szenario hätte hohe Kosten und ein (psychologisch) zweifelhaften bis keinen Nutzen. Falls der Fallout über Schweden und Finnland runter geht, könnte das auch Druck auf die Türkei ausüben, den NATO-Beitritt nicht länger zu blockieren. Erdogan würde Schwierigkeiten haben zu erklären, warum er den größeren Terroristen und der Nicht-Verstärkung der NATO den Vorzug gibt.
* Ein Abwurf einer Atombombe über der Ostsee bringt Putin militärisch absolut gar nichts. Außerdem riskiert er, dass der Fallout auf NATO-Gebiet runter geht. Das könnte man indirekt als Angriff werten. Es könnten sich auch Schiffe in Reichweite des EMP befinden. Diese Szenario hätte hohe Kosten und ein (psychologisch) zweifelhaften bis keinen Nutzen. Falls der Fallout über Schweden und Finnland runter geht, könnte das auch Druck auf die Türkei ausüben, den NATO-Beitritt nicht länger zu blockieren. Erdogan würde Schwierigkeiten haben zu erklären, warum er den größeren Terroristen und der Nicht-Verstärkung der NATO den Vorzug gibt.
* Ähnlich der Abwurf über dem schwarzen Meer. Das könnte zusätzlich Getreidefrachter gefährden. Das wäre für die Propaganda im Kornkrieg desaströs. Der Fallout könnte Richtung Türkei wehen und dort das politische Klima ruinieren.
* Ähnlich der Abwurf über dem schwarzen Meer. Das könnte zusätzlich Getreidefrachter gefährden. Das wäre für die Propaganda im Kornkrieg desaströs. Der Fallout könnte Richtung Türkei wehen und dort das politische Klima ruinieren.
* Gemäß Kosten-Nutzen-Abwägung ist der Abwurf über ukrainischem Gebiet zwecks EMP das wahrscheinlichste Szenario und trotzdem insgesamt noch schlecht. Der militärische Nutzen ist begrenzt: Ukrainisches Gerät würde unbrauchbar werden. Der Einsatz russischer Soldaten in dem Gebiet wäre auf Grund desolaten Ausrüstung (Strahlenschutz) und neuer Logistikproblemen nur bedingt erfolgversprechend. Möglicherweise würde bereits hier ein US-amerikanischer Vergeltungsschlag erfolgen. Für Putin positiv: Als Kollateralschaden würde es Fluchtbewegungen der ukrainischen Zivilgesellschaft geben. Für Putin negativ: Agrarprodukte liefen Gefahr keine Abnehmer mehr zu finden. Das würde wiederum die Kornkrieg-Propaganda zerstören. Die Agrarwirtschaft wäre nachhaltig geschädigt und würde für viele Jahre Hungersnöte auslösen. Die politischen Kosten wären für Russland grenzwertig bis desaströs.
* Gemäß Kosten-Nutzen-Abwägung ist der Abwurf über ukrainischem Gebiet zwecks EMP das wahrscheinlichste Szenario und trotzdem insgesamt noch schlecht. Der militärische Nutzen ist begrenzt: Ukrainisches Gerät würde unbrauchbar werden. Der Einsatz russischer Soldaten in dem Gebiet wäre auf Grund desolaten Ausrüstung (Strahlenschutz) und neuer Logistikproblemen nur bedingt erfolgversprechend. Möglicherweise würde bereits hier ein US-amerikanischer Vergeltungsschlag erfolgen. Für Putin positiv: Als Kollateralschaden würde es Fluchtbewegungen der ukrainischen Zivilgesellschaft geben. Für Putin negativ: Agrarprodukte liefen Gefahr keine Abnehmer mehr zu finden. Das würde wiederum die Kornkrieg-Propaganda zerstören. Die Agrarwirtschaft wäre nachhaltig geschädigt und würde für viele Jahre Hungersnöte auslösen. Die politischen Kosten wären für Russland grenzwertig bis desaströs.
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** Die NATO bzw. vielmehr die USA würden wie von US-Militärs bereits angedeutet wahrscheinlich umfassend konventionell antworten. Der Tabubruch wäre zu beantworten. Die russische Militärdoktrin lässt Spielraum für Interpretationen für das, was als nächstes passieren könnte. Da Putin konventionell blank gezogen hat, würde nur noch ein nuklearer Folgeangriff auf US-Einrichtungen und somit wiederum den nuklearen Holocaust bedeuten. Dieses Szenario ist eine Sackgasse.
** Die NATO bzw. vielmehr die USA würden wie von US-Militärs bereits angedeutet wahrscheinlich umfassend konventionell antworten. Der Tabubruch wäre zu beantworten. Die russische Militärdoktrin lässt Spielraum für Interpretationen für das, was als nächstes passieren könnte. Da Putin konventionell blank gezogen hat, würde nur noch ein nuklearer Folgeangriff auf US-Einrichtungen und somit wiederum den nuklearen Holocaust bedeuten. Dieses Szenario ist eine Sackgasse.


Der Einsatz von Atomwaffen würde Putins Untergang nur beschleunigen. So erklärt sich auch, dass man nach dem Anschlag auf die Krim-Brücke, die zuvor als rote Linie propagiert wurde, zunächst keine großen Drohungen verkündete. [https://www.tagesspiegel.de/politik/wegen-waffenknappheit-in-der-ukraine-russland-zieht-flugabwehr-raketen-aus-st-petersburg-ab-8669722.html Die Lagerbestände leeren sich.] Man musste erst noch ein paar Raketen zusammenkratzen. Auffällig ist auch die Zwangspause. So sprach Medwedew von Episoden, weil man ein kontinuierlichen Angriff nicht durchhält. Allgemein ist man schon am gucken wo man noch Waffen herbekommt: Belarus, Iran, Nord Korea. Man schwächelt immer mehr.
Der Einsatz von Atomwaffen würde Putins Untergang nur beschleunigen.
 
So erklärt sich, dass man nach dem Anschlag auf die als rote Linie propagierte Krim-Brücke keine nukleare Eskalation folgen ließ. Für eine konventionelle Eskalation fehlte zunächst die Substanz. Nach Informationen von Geheimdiensten von USA und GB waren bereits Raketenangriffe in Planung. Aber selbst mit einer Beschleunigung der Vorbereitungen brauchte man noch Tage, um genügend Raketen zusammenzukratzen. [https://www.tagesspiegel.de/politik/wegen-waffenknappheit-in-der-ukraine-russland-zieht-flugabwehr-raketen-aus-st-petersburg-ab-8669722.html Die Lagerbestände leeren sich.] Die Mangellage zeigt sich auch in den Zwangspausen zwischen den Abschüssen. So sprach Medwedew sebst von "Episoden", weil man ein kontinuierlichen Angriff nicht durchhält. Allgemein hin ist man am gucken, wo man noch Waffen für den Krieg herbekommt: Belarus, Iran, Nord Korea. Konventionell schwächelt man immer mehr.


Die Ukraine hat realistisch gesehen nur einen Job zu erledigen: sich konventionell Stück für Stück zurückholen, was ihr gehört, und Putin der Wut der Russen zu überlassen.
Die Ukraine hat realistisch gesehen nur einen Job zu erledigen: sich konventionell Stück für Stück zurückholen, was ihr gehört, und Putin der Wut der Russen zu überlassen.
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Offene Fragen bei hybrider Kriegsführung:
Offene Fragen bei hybrider Kriegsführung:
* Da die Beweislage ziemlich dünn ist, kann man nur mutmaßen, dass Russland für die Sabotageakte gegen die kritische Infrastruktur verantwortlich ist. Mit dem kurzen Lahmlegen des Bahnverkehrs hat man sich etwas gesucht, das kaum Schaden machte aber noch einmal deutlich durch die Medien ging. Die Plausibilität würde noch einmal steigen, wenn dies zum wiederholten Mal stattfindet. Dann sind westliche False Flag Operationen zwecks Manipulierung der öffentlichen Meinung weniger wahrscheinlich. Alles andere wäre ungeheuerlich.
* Da die Beweislage ziemlich dünn ist, kann man nur mutmaßen, dass Russland für die Sabotageakte gegen die kritische Infrastruktur verantwortlich ist. Mit dem kurzen Lahmlegen des Bahnverkehrs hat man sich etwas gesucht, das kaum Schaden machte aber noch einmal deutlich durch die Medien ging. Die Plausibilität würde noch einmal steigen, wenn dies zum wiederholten Mal stattfindet. Dann sind westliche False Flag Operationen zwecks Manipulierung der öffentlichen Meinung weniger wahrscheinlich. Alles andere wäre ungeheuerlich.
* Primär wurden die Ukrainer zwecks Demoralisierung terrorisiert. Dass dies auch die Flüchtlingswellen intensivierte, war für Putin eine willkommende Begleiterscheinung. Inwieweit Belarus und der Kreml noch einmal versuchen werden andere Flüchtlinge an die EU-Grenzen zu schleusen, bleibt abzuwarten.
* Primär wurden die Ukrainer zwecks Demoralisierung* terrorisiert. Dass dies auch die Flüchtlingswellen intensivierte, war für Putin eine willkommende Begleiterscheinung. Inwieweit Belarus und der Kreml noch einmal versuchen werden andere Flüchtlinge an die EU-Grenzen zu schleusen, bleibt abzuwarten.
: * Die Ukrainer ahnten bereits vor dem Raketenhagel, dass im Winter Russland versuchen würde sie hungern und frieren zu lassen, und so konnte sie sich etwas vorbereiten.  


====Kann man mit Putin noch verhandeln?====
====Kann man mit Putin noch verhandeln?====
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