Restless Souls/Glossary/de

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In a nutshell.

Regime

Bezeichnung für eine Regierung, die sehr streng ist und nicht vor Gewaltanwendung zurückschreckt, diese in der Regel auch anwendet.

Propaganda

Beabsichtigt eine sehr starke Manipulation und verwendet typischerweise Lügen.

Narrativ

Meist eine "Erzählung" einer Regierung oder einer Partei oder eine national-historische Erzählung (etwa der "American Dream", "vom Tellerwäscher zum Millionär"). Reicht von nationaler Interpretation/Deutung/"Lesart" von gegebenen Fakten (gegenüber anderen nationalen Deutungen) bis mittelstarke Propaganda. Narrative stehen daher meist in Konkurrenz zueinander.

  • Narrative mit innenpolitischen Fokus: Sinnstiftender / indoktrinierender, propagandistischer Charakter.
  • Narrative mit außenpolitischen Fokus: Propagandistischer Charakter.

Wird gelegentlich auch diplomatisch (beschwichtigend) verwendet, wenn ein Akteur nicht Propaganda sagen möchte: Im Sinne von "das ist Eure Sichtweise, aber nicht unsere".

Diplomatie

Meist im politischen Kontext. Komplexe Verhandlung, die viel Hintergrundwissen über den jeweils anderen Verhandlungspartner erfordern und meist deeskalierend wirken und Streit schlichten sollen.

Geheime Gespräche und Absprachen sind möglich. Vermeidung von ungewollten (als nicht hilfreich angesehenen) Diskussionen in den Gesellschaften.

Diplomaten werfen ein genaues Auge auf die Entwicklungen in den ihnen zugewiesenen Ländern. Sie können somit auch eine beratende Funktion für die eigene Regierung haben.

Diplomatische Immunität soll die Arbeit der Diplomaten unterstützen, vor fremder Einflussnahme schützen.

Botschafter sind die obersten Diplomaten und repräsentieren ihr Land/Staatsoberhaupt.

Diametral

Es ist ein bildungssprachlicher Begriff für entgegengesetzte politischen Positionen, Meinungen. Bildlich liegen diese Punkte so auf einem Kreis, dass sie die maximale Entfernung von einander haben. Dadurch werden oft Konfliktsituationen beschrieben.

Äquidistanz

Da eine gewisse Konkurrenz in der Bedeutung zu diametral besteht, empfiehlt es sich erst bei drei verglichenen Positionen den Begriff Äquidistanz bzw. äquidistant zu verwenden. Es ist also ein bildungssprachlicher Begriff für einen gleich langen Abstand einer politischen Position zu mindestens zwei weiteren. Bildlich gesehen ist die erste Position der Kreismittelpunkt. Die übrigen Positionen liegen auf einem gemeinsamen Kreis, haben also die gleichen Abstände (Radien). Dadurch werden oft Konfliktsituationen beschrieben.

Politisches Vorfeld

Bestimmte oder möglichst viele Teile einer Gesellschaft werden durch außerparteiliche Lobbyarbeit beeinflusst: Dies geschieht meist duch Themensetzung, Meinungs- und Diskursbeeinflussung und Rekrutierung. Häufig finden Interaktionen (Informationsaustausch, Absprachen, etc.) mit der jeweiligen Mutterpartei statt.

Siehe auch Vorfeldorganisationen: Thinktanks, Stiftungen (eher Top-Down-Ansatz: Parteien geben programmatisch Leitplanken vor), NGOs und auch Aktivistengruppen (eher Bottom-Up-Ansatz: können durch Parteien verwertet werden), Jugendorganisationen.

Agenda-Setting

Betrifft im erweiterten Sinn die Agenda aller Beteiligten: Parteien (Informationszubereitung), Medien (Informationsverbreitung), Wähler (Informationskonsum).

Ein Wirken auf den Nachrichtenfeed der Wähler ist ein zentraler Baustein der Politik. Siehe auch: Aufmerksamkeitsökonomie.
Politisch/ideologisch gespeiste Sympathien bei Informationsverteilern (insbesondere Medienhäusern) können die Informationsverbreitung durch eigene Agenden (zusätzlich zu wirtschaftlich bedingten Schwerpunktsetzungen) beeinflussen.

Agenda-Setting kann passiv oder aktiv sein: Politiker können ihre Aktivitäten nach bereits geplanten Ereignissen ausrichten oder sie werben aktiv in den Medien für ihre Ziele. Politik kann sich zu einem gewissen Grad in Medien einkaufen. Entscheidend dabei ist, dass dies demokratisch passiert, also, dass dies prinzipiell für jede Partei möglich ist und dass die Themensetzung durch die Agenturen nicht zu einseitig wird.

Das Agenda-Setting ist Teil von Politikzyklen in denen politische Ziele letztlich in Gesetze gewandelt werden.

PR, Public Relations, Öffentlichkeitsarbeit und Lobbyarbeit

Werbung, sanftere Form von Propaganda. (Oft genug kann Werbung nicht das halten, was sie verspricht.)

Manipulative Meinungsbildung: Personen sollen sich nicht selbst eine Meinung bilden, sondern eine vorgegebene positive oder negative Sichtweise übernehmen.

Angelehnte Begriffe: "Jugendarbeit" und "Jugendorganisationen". Beinhalten eine früh ansetzende Manipulation, um Nachwuchs für einen Verein, eine Firma, Partei, Organisation, etc. zu gewinnen.

Soziale Medien

"Die vielleicht größte kollektive Kreativleistung der Menschheitsgeschichte." (TikTok)

Die asozialen Medien
  Die Algorithmen (Facebook & Co.), Inhalte, die negative Emotionen schüren, verbreiten sich besser.
  Suchtpotentiale

Nutzungsverhalten
  "Neuverdrahtung", "größtes Experiment in der Menschheitsgeschichte"
  Zeitalter Internet: Nicht mehr selbst etwas Wissen steht im Vordergrund, sondern wie man an dieses Wissen kommt.
  Neuronale Anpassung: weg von Informationsspeicherung hin zu Informationsverarbeitung

Massenverblödungswaffen
  China ging rigoros gegen digitale Süchte vor: Sie schränkten die Gaming-Zeit und Online-Zeit von Jugendlichen massiv ein. Nach dem weltweiten Erfolg von TikTok (Duoyin in China) sollte im Westen eine weitere Version folgen: Bei TikTok Lite sollte mehrstündiges Videoschauen auf der Plattform mit Punkten honoriert werden, die sich dann etwa gegen Amazon-Gutscheine eintauschen lassen. Entweder war der chinesischen Regierung die Wirkung auf europäische Heranwachsende egal oder sie hat es mit Absicht verbreiten wollen. Letzteres wäre eine beunruhigende Entwicklung: Informationelle und psychologische Kriegsführung auf einem ganz neuen Level. Indirekt hält China - wie zuvor schon der Nationalsozialismus - dem Westen den Spiegel vor und die Lebenslüge des Liberalismus: Ihr seid so stolz auf euren Verstand, den Pluralismus und die Hyperindividualisierung? Jetzt seht zu wie ihr damit klarkommt. Im Liberalismus ist die Idee des mündigen Bürgers fest verankert. Der nicht-rationale, emotionale, beeinflussbare Mensch, der täglich Opfer von Propaganda werden kann, wurde vom Liberalismus stiefmütterlich behandelt. -- Der kritische denkende Mensch ist nicht der per se der Normalfall, sondern der (eigentlich zu erreichende) Optimalfall. Das Fehlen von Bildung und das Fehlen eines Minimums an memetischer Verteidigung ist nicht kompensierbar. -- Macron: das Internet als gefährlicher Dschungel für Heranwachsende, "Europa kann sterben"

Desinformation
  Siehe auch: Internet (private vs. öffentliche Nutzung, Meinungsfreiheit vs Demagogie und Volksverhetzung), "das Internet ist kein rechtsfreier Raum"

Testballon

Eine Aktion, die möglichst keine Ressourcen kostet. Dient dem Testen eines Akteurs oder einer Gruppe bis hin zu einer ganzen Gesellschaft. Reaktionen werden beobachtet und analysiert, um die eigenen nächsten Schritte zu planen. Siehe auch Non-paper. Während in der Politik und Medien eher von Testballon gesprochen wird, werden solche Aktionen im Kontext von Militär nicht so genannt, auch wenn dem Prinzip nach vergleichbare Situationen auftreten können. Siehe auch: Militärische Täuschung (Deception), hybride und asymmetrische Kriegsführung.

Schaufensterpolitik

Öffentlich simulierte Politik, um Aktivität vorzutäuschen. Gedacht als Schadensbegrenzung.

Nudging

Streng genommen eine Manipulationstechnik. Motivieren, Anreize setzen für Handlungen.

Framing

Streng genommen eine Manipulationstechnik. Setzen von Denkkorridoren. Suggerieren, typischerweise in einem größeren Maßstab.

Wording

Oft politisch motivierte (manipulative) Formulierungen, Sprechart, oder neudeutsch Sound. Neutrale Bedeutung im Kontext von "kommunizieren".

Kommunizieren

Das Wort ist so allgemein, dass es jeden Kommunikationskanal abdecken kann.

Daher steht beim Kommunizieren die Art und Weise im Vordergrund: Standpunkte und Ziele sollen mitgeteilt, erklärt werden, ohne dabei belehrend zu wirken. Die politische Botschaft wird in einer Wortwahl verpackt, die möglichst kein Missverstehen oder alternative Interpretationen zulässt.

Ideologie

Im Deutschen meist abwertend gemeint: Der Begriff soll unterstellen, dass eine Weltanschauung, seine Ideen und die aus ihnen abgeleiteten Strategien unrealistisch sind. Handelt es sich tatsächlich um eine nicht mehr hinterfragte Weltanschauung (Ideologie), neigen ihre Anhänger dazu, auch die Ideen Andersdenkender nicht mehr abzuwägen bzw. diese nicht mehr angemessen abwägen zu können. -- Die Ideen sind wichtiger geworden als die Fakten.

Ethnopluralismus

Rechtsextreme Idee, dass Kulturen ("Völker") sich nicht vermischen sollen. Daher streben Vertreter des Ethnopluralismus einen monoethnischen Staat ("reinen" Volkskörper) an. Die AfD nennt stellvertretend den Multikulturalismus als "Ideologie", die man verhindern müsse. Dieses Denken wird auch als "völkisch" bezeichnet. Abgesehen vom ideologischen Gedankengut haben Rechtsextreme auch sprachlich eine gewisse Vorliebe (Tendenz) das Wort Volk statt Bevölkerung zu nutzen.

Siehe auch: Totalitäres System, Diktatur (insbesondere NS-Diktatur), sowie Monumentalismus (im erweiterten Sinne). In extremen Autokratien wird versucht Sprache, Hoch- und Alltagskultur, Sport, Kunst, Bildung und sogar Wissenschaften dem politischen System und seiner Ideologie anzupassen.

Remigration

Ähnlich wie Globalismus wurde der Begriff Remigration von den Rechten vereinnahmt und umgedeutet. Es ist ein Euphemismus für Vertreibung und Deportation.

Taktik

Geplante Handlungen für kleinere Gebiete. Daher eigentlich für ein spezielles Ereignis / für kurze Zeiträume.

Im Militärwesen wird innerhalb der Kriegskunst zwischen Strategie, operative Kunst (Operationen) und Taktik unterschieden.

Strategie

Geplante Handlungen für größere Gebiete (Kriegsschauplatz). Daher Einplanung insbesondere längerer Zeiträume. Umfasst aufeinander abgestimmte Operationen und Taktiken.

Beinhaltet vorbereiten und koordinieren. Legt Reihenfolge bzw. Gleichzeitigkeit der zu erreichenden Teilziele und Etappen fest, die in einem übergeordneten Ziel münden.

Hybride Kriegsführung

Hybride Kriegsführung kann konventionelle Kriegsführung ergänzen oder (oft vorbereitend) alleinig stattfinden. Ziele sind die gegnerischen Gesellschaften in den Bereichen Wirtschaft, Cyber und Politik, sodass sie gespalten und geschwächt werden. Die eingesetzten Mittel (Bespitzelung, Bestechung, Erpressung von Abgeordneten, Hacking, Sabotage von kritischer Infrastruktur und Handel, Desinformation, Propaganda und Migrationsströme) sollen letztendlich Wahlen beeinflussen. Die Angreifer versuchen dabei so lange wie möglich die Beteiligung ihrer Nation zu verschleiern, um Gegenmaßnahmen zu verhindern.

Asymmetrische Kriegsführung

Nicht immer, aber meistens, kämpfen hierbei militärisch unterschiedlich starke Gegner miteinander, wodurch die schwächere Partei den direkten Kampf mit gleichen Mitteln zu vermeiden sucht und stattdessen zu Angriffswerkzeugen und Methoden wechselt, mit denen sie glaubt, gewinnen zu können.

  • Besonders bekannt dafür ist der Guerilla- und Partisanenkampf.
  • Nach US-amerikanischen Verständnis wird Terrorismus nicht zur asymmetrischen Kriegsführung gezählt. Terrorismus zielt nicht auf militärische Ziele, sondern auf die Zivilbevölkerung des Gegners. Die Bevölkerung soll durch Angst mürbe gemacht werden, sodass sie ihre Regierung dazu drängt, den Bedingungen der Terroristen nachzugeben.

Heimatfront

Der Begriff Heimatfront bedeutet im allgemeineren Sinne, dass ein Krieg auf lange Sicht nur mit der Zustimmung der Bevölkerung geführt werden kann, sodass diese Zustimmung nicht verloren gehen darf. Im engeren (originären) Sinne wird der Begriff Heimatfront verwendet, wenn die Bevölkerung aktiv in den Krieg, insbesondere in totalen Kriegen, eingebunden wird. Siehe auch Kriegswirtschaft.

Psychologische Kriegsführung

Cognitive Warfare: Soll Menschen (Soldaten und Zivilisten) emotional beeinflussen, sodass Kriegsziele effektiver erreicht werden können. Es ist eine Ergänzung der eigentlichen Kriegsführung und wird oft vorbereitend eingesetzt.

Informationelle Kriegsführung

Information Warefare: Setzt den Fokus auf Manipulation von Information und nicht in erster Linie auf Emotionen wie in der psychologischen Kriegsführung. Informationelle und psychologische Kriegsführung können dennoch eng mit einander verbunden sein.

Fog of war

Der Nebel des Krieges. Im Krieg herrscht eine große Ungewissheit aufgrund der Informationslage auf dem Kriegsschauplatz und darüber hinaus. Der Gegner gibt nicht freiwillig Informationen preis und wird Täuschungen einsetzen. Daher brauch es eine eigene Aufklärung und die Abwehr feindlicher Aufklärung und feindlicher Agententätigkeiten.

Strategische Ambiguität

Der Feind wird darüber im unklaren gelassen, was man selbst zu tun bereit ist. Dies kann seine Planungen verkomplizieren und damit verzögern und auch zu einer (limitierten) Selbstabschreckung beitragen.

Systemrivalität

Kampf der Systeme, Demokratien versus Autokratien

  • Ältere Historie: Die Systemrivalität entstand mit der Ausbreitung des Kommunismus und erreicht im Kalten Krieg seinen vorläufigen Höhepunkt. Die Wirtschafts- und Regierungsformen Kapitalismus und Demokratie standen Kommunismus und Sozialismus verfeindet gegenüber. Die jeweiligen Anhänger einer Seite waren von ihrer Sache (ideologisch) fest überzeugt, sodass sie sich gegenseitig fürchteten, hassten und bis aufs Blut bekämpften. Eingedämmt wurde dies durch die gegenseitige nukleare Abschreckung im Kalten Krieg. Neben dem Kommunismus war Stalin der primäre Grund für europäische und US-amerikanische Ängste Europa könnte kommunistisch werden. Die direkte Reaktion darauf war der Brüsseler Vertrag 1948 und schließlich die Gründung der NATO mit den USA 1949. Siehe auch Rote Angst und Domino-Theorie. Nach einem Rüstungswettlauf brach die Sowjetunion zusammen. Die USA triumphierte als einzig verbleibende Supermacht. Die moderne Pax Americana (der US-amerikanische Frieden innerhalb eines amerikanischen Imperiums) begann. In einer Phase der Entspannung schwächten sich ideologische Feindschaften ab.
  • Neuere Historie: Das Angebot Russland könne ein normales NATO-Mitglied werden, war für Putin nicht akzeptabel. Nach seinem Verständnis war der Zerfall der UdSSR die "größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts", was weiteren Assoziationen wie historischer Unfall, Ungerechtigkeit, und Demütigung Raum gab. Man war eine Supermacht gewesen und dieser Zustand sollte gefälligst wiederhergestellt werden. An Putin's Wortwahl lässt sich erkennen, dass es für ihn nicht mehr um Ideologie ging - nicht um einen Glauben, in welchem das eigene System besser wäre - sondern um Einflusszonen, um Macht.
  • Wirken von Autokratien auf das Inland: Ideologie ist für Putin nur ein Mittel zum Zweck. Daher brachte er einerseits die russisch-orthodoxe Kirche ("Religion ist Opium für das Volk") mit Hilfe von Ex-KGB-Agenten Kyrill unter seine Kontrolle und schürte andererseits den Nationalismus. Xi hat sich laut seinem Berater ebenso für strengen Nationalismus entschieden, um von der Geschwindigkeit und der damit möglichen Veränderungen zu profitieren. Als historisches Vorbild kann die Industrialisierung der Sowjetunion dienen.
  • Nationalismus und Patriotismus: Ein exzessiv propagierte Nationalismus und ein autoritärer Regierungsstil haben die Macht ein Land wirtschaftlich schnell voranzubringen und andere Transformationen durchzuführen. Die Überhöhung der eigenen Nation, wenn diese noch ein Underdog ist, funktioniert nur mit einem entsprechend ergänzendem "Narrativ", einer Opfererzählung. Man müsse stark sein und sich gegen die anderen, ungerechten, bösen Gegner verteidigen. Kollateralschäden, wie das Schaffen von inländischen und ausländische Feinden, werden in Kauf genommen und können sogar erwünscht, weil nützlich, sein. Neben dem Stolz auf das eigene Land (Nationalismus) wird auch ein Stolz und Opferbereitschaft als Bürger jener Nation (Patriotismus) gefördert.
  • Wirken von Autokratien auf das Ausland: Beim Wirken auf das Ausland geht es in der neuen Art der Systemrivalität nicht mehr um das ideologische Missionieren, sondern um das memetische (ideologisch, politische oder weniger komplex, einfach das gedankliche) und damit machtpolitische Unterwandern. Ziel der memetischen Unterwanderung ist es Sympathien für Autokratien und Antipathien für Demokratien zu fördern, sodass global gesehen in jedem Fall eine Schwächung des systemischen Gegners bilanziert werden kann. -- Wenn keine konkrete Ablehnung gegenüber der Regierung erzeugt werden kann, unter anderem durch die opportunistischen Autokratie-Sympathisanten (Fünfte Kolonnen), so kann auch einfach Unzufriedenheit durch Meinungsverschiedenheiten und daher politische Blockaden geschürt werden: Der Eintrag von Desinformation, um Chaos zu stiften. (Ausnutzung von Selbstverteidigungsdefiziten in Demokratien, da diese auf Pluralismus und Meinungsfreiheit beruhen.) Dies entspricht auch der alten Kriegsstrategie von "divide et imper" ("teile und herrsche").
  • Auslandspropaganda, Desinformation, Cyberangriffe, hybride Kriegsführung sind die vermeintlich logischen Mitte der Wahl für konventionell-militärisch schwächere Akteure. (Diese Art der Kriegsführung wurde vom Westen und seinen Bevölkerungen lange Zeit nicht ernst genommen.) Damit folgt Putin auch Stalin's Taktik gnadenlos überall zuzuschlagen, wo es weich ist, wo der Gegner Schwäche zeigt.
  • Bei Annäherung einer Ebenbürtigkeit erfolgt der Einstieg in die Gray zone competition, die dazu dient bestehende Einflusszonen weiter auszudehnen.
  • Bei Überlegenheit kann eine geopolitische Vasalisierung oder eine Marionettenregierung erzwungen werden. Siehe Puppet State. In diesem Kontext kritisierte Putin auch immer wieder angebliche Versuche des Westen derartige Aktivitäten unter dem Begriff des Regime Change durchzuführen. -- Staatsstreiche lassen sich durch den Einsatz von Militär direkt erzwingen oder mit der Anstachlung der Zivilbevölkerung indirekt herbeiführen.
Kritik an der Verwendung des Wortes Systemrivalität
Rolle des "globalen Südens", BRICS, SCO, Putins und Xi gemeinsamer geopolitischer Plan für eine multipolare Welt, gemeinsames Ziel der Autokratien ist die Brechung der US-Vorherrschaft. Instrumentalisierung von Staaten als Proxi. Erpressungspotentiale durch Infrastruktur, Handel, Rohstoffe, etc. Westlich Angst vor einer Pax Sinica und im erweiterten Sinne einer Werteverschiebung (Wohlstand, Macht, Sicherheit, Bedeutung der eigenen Kultur, Rechtsnormen und ethische Werte: gelebte Freiheiten)

Einflusszone

Einflusszonen werden mit Geopolitiken und Geostrategien aufrecht erhalten.

Ermöglicht das Diktieren von Politik auf fremdem Territorium.

Geopolitik

Eine Politik, die für ein geografisch bedeutendes Gebiet (Region, mehrere Länder) erdacht wurde, um positive Effekte für das eigene Land zu erzielen.

Geostrategie

Pläne für das Handeln, Umsetzen einer Geopolitik.

Wichtigstes Instrument: Hard Power und Soft Power.

Supermächte versuchen eine "Full-spectrum dominance" (Überlegenheit in allen Bereichen) zu erreichen. Das soll sie de-facto zum globalen Hegemon, zur globalen Führungsmacht machen.

Hard Power

Militärischer und wirtschaftlicher Einfluss (Sanktionen, Strafzölle, Handelskrieg, militärisch durchgesetzte Blockaden von Handelswegen).

  • Passiver militärischer Einfluss: Demonstration eigener Kräfte durch Paraden und Manöver.
  • Semi-aktiver militärischer Einfluss: Machtprojektion (Demonstration, Abschreckung) durch Militär (Patrouillen und Basen) außerhalb der eigenen Grenzen. Siehe auch Gray zone competition.
  • Aktiver militärischer Einfluss: Direkt angedrohte oder umgesetzte militärische Intervention.

Soft Power

Diplomatischer und kultureller Einfluss (Erzeugen oder Ausnutzen von Sympathien). Förderung von Bildungseinrichtungen, kulturellen Einrichtungen. (Werbung.)

Zum (gesellschaftlich) kulturellen Einfluss können auch ethnische Minderheiten zählen, die sich instrumentalisieren lassen.

Gray zone competition

Gray zone

  • Zwischen Krieg und Frieden,
  • selten völlig legal

Competition

  • euphemistisch: ein robuster Wettkampf
  • es ist ein Krieg ohne ein Krieg zu sein

Mittel

  • Aufrüstung sowie Abtesten, Grenzverletzungen, Schlagabtausch in kleineren Konflikten, die weniger mit Soft Power (Handel) und oft mit Hard Power Kapazitäten ausgeführt werden.
  • Abstecken neuer Gebiete, Patrolling (abdrängen, einschüchtern durch militärische Präsenz gegenüber zivilen Schiffen; auch mit Wasserwerfer, Laser), Abdrängen und Zurückeskortieren von Drohnen und Kampfflugzeugen, Bau von Militärbasen
  • Schaffen von Fakten (auch ziviler Infrastruktur, Siedlungsbau), der Stärkere versucht sich durchzusetzen
  • Söldner können involviert sein (Wagner, Afrika)

Totalitäres System

Eine Diktatur, die in jeden Lebensbereich der Bürger hineinwirkt, unter Kontrolle hat.

Diktatur

Offene Diktaturen sind Systeme mit einem Alleinherrscher oder einer sich selbst an der Macht haltenden Gruppe. Staatsideologie, Zensur, Terror, und Personenkult sind gängige Mittel. Hat ein Hang zum Totalitären.

Diktatur und Autokratie werden auch als Synonyme verwendet. In den Politikwissenschaften gibt es eine Tendenz nur noch von Autokratien zu sprechen.

Autokratie

System mit einem Alleinherrscher oder einer sich selbst an der Macht haltenden Gruppe. Oft sind dies Scheindemokratien / verdeckte Diktaturen mit eingeschränkter Presse- und Meinungsfreiheit, Zensur. Hat ein Hang zum Personenkult.

Per Definition von Autokratie kann man es auch als Überbegriff für andere Herrschaftsformen verwenden: (nicht parlamentarische) Erbmonarchie, Theokratie, Kleptokratie, Militärjunta.

Asymmetrische Demobilisierung

[Nebeneffekte]

Demokratische Selbstkorrektur

[...]

Nationaler Sicherheitsrat

[...]
Sekundäre Funktion notwendig: Gesichtswahrendes Instrument, um sich gegenseitig blockierende Parteipolitiken zu vermeiden. Umsetzung langfristiger Ziel durchsetzen.

Postdemokratie (im erweiterten Sinne)

Eine Postdemokratie ist eine schlecht gealterte Demokratie, in denen Bürgerinteressen immer weniger ins Gewicht fallen.

[...]

Strukturkonservativ

Macht bewahren wollen.

Wertkonservativ

Werte bewahren wollen.

Annachronistisch

Etwas gilt in der Zeit falsch verortet bzw. es gilt als zeitlich überholt.

Polemik

Aus Mangel an eigenen Argumenten wird der Gegner schlecht geredet oder ins Lächerliche gezogen.

Manche Befürworter von Polemik argumentieren, dass es legitim sei, so Debatten abzukürzen, die sie ohnehin nicht für produktiv erachten.

Trotz bekannter Akteure kann man nicht mit Sicherheit wissen, wie sich die Debatte entwickelt wird. So kann Polemik auch die eigene Hybris widerspiegeln.

Faustregel: Je politisch extremer, desto weniger (richtige) Sachargumente und desto mehr Polemik und Populismus.

Issue Ownership

Themenvorherrschaft. Wirbt eine politische Gruppe für ein Thema, in welchem sie im Vergleich zu anderen Gruppen als weniger kompetent gilt, läuft sie Gefahr Werbung für die Konkurrenz mit jener Vorherrschaft zu machen.

Minderung/Aushebelung:

  • Sprint: Beispiel Migration. Es ist eine gängige Argumentation nicht Forderungen der Rechten zu übernehmen, weil durch das Issue Ownership nichts gewonnen werden könne. Dabei gibt es konkrete Beispiele, dass jenen tatsächlich "das Wasser abgegraben" werden kann. Dänemark. Norwegen. Entscheidend dabei ist, dass öffentlich Kursänderungen nicht einfach nur angekündigt werden, sondern zeitnah (mindestens vor den nächsten Wahlen) umgesetzt werden, sodass deutliche Ergebnisse nicht vom "Original" geleugnet werden können und die Themen möglichst nicht mehr auf der Alltagsagenda stehen.
  • Marathon: Schwieriger ist es einen Konkurrenten die Themenvorherrschaft über lange Stecken zu nehmen.

Populismus

Populär werden, um politische Mehrheiten zu erzielen, um zu regieren.

Populismus wird immer wieder - oft mit Absicht - falsch verstanden, um von diesem Instrument ja nicht lassen zu müssen. Wie kann es eine schlechte Idee sein, nicht auf die Wähler - nicht auf das populäre - hören zu wollen? -- Ein alternative und ebenso falsche Verteidigung von Populismus ist die Überspitzung, um sich aus der Masse herauszuheben. Man stelle sich vor: Jeder Politiker würde immer und überall immer radikaler werdenden Bullshit reden. Wo soll das hinführen? -- Populismus ist eine Nebelkerze, um den Wählern einfache und damit falsche Versprechungen machen zu können, um so selbst populär zu werden. Systematisch eingesetztes Framing und populistisch gestaltete Agenden stärkt einfache Weltanschauungen, Schwarz-Weiß-Denken, reduziert Differenzierungen und Kompromissbereitschaft, führt daher zu einer Ideologisierung und Radikalisierung. -- Die Steigerung dessen war in Amerika unter Trump zu beobachten: Er nutzte immer wieder Halbwahrheiten, falsche Behauptungen und Verschwörungstheorien. -- Regieren mit demokratischen Mitbewerbern wird schwieriger, weil sie immer mehr als irrlichternde und zu hassende Feindbilder hochstilisiert werden. Und da wo Hass ist, ist Gewalt nicht weit.

Politische Werbung wirkt niemals punktgenau, sondern bewegt ganze Subspektren. Populismus zerrt dabei nicht am Zentrum der eigenen Positionen, sondern an den Rändern, sodass über das Issue Ownership die radikalere Konkurrenz mit gefüttert wird, im schlechtesten Fall für sie am meisten Werbung gemacht wird.

Fakten versus Emotionen:

In der Politik geht es neben dem Abwägen von Argumente auch um Emotionen. Emotionen, Sorgen, Ängste sind Motivationen, die berücksichtigt werden müssen. Emotionen - vor allem negative - zu schüren, widerspricht allerdings dem Selbstverständnis von Demokratie, die von ihren mündigen Bürger getragen werden soll. Angst und Hass, Denunziationen, Rassismus, Indoktrinierung von Feindbildern, vollständige Irreführung - "teile und herrsche" - sind Mittel von Autokratie und Diktatur. Demokratie und Gesellschaft müssen sich einer überbordenden Dynamik des postfaktischen in der Realität wie auch im Cyberspace entgegenstemmen. Angst trifft keine guten Entscheidungen.

Erwähnenswerte Zitate:

  • Hendrik Wüst: "Wer nur die billigen Punkte macht und den Populisten hinterherrennt, der legt die Axt an die eigenen Wurzeln und stürzt sich selbst ins Chaos."
  • Friedrich Merz: "Franz Josef Strauß hat immer wieder gesagt, ein Politiker muss dem Volk aufs Maul schauen, aber er darf dem Volk nicht nach dem Mund reden. Dem Volk aufs Maul zu schauen, das ist Demokratie, dem Volk nach dem Mund zu reden, das ist Populismus." (Als Spitzenpolitiker hätte Merz eine andere Formulierung für "kleine Pascha" wählen müssen.)
  • Walter Scheel: "Es kann nicht die Aufgabe eines Politikers sein, die öffentliche Meinung abzuklopfen und dann das Populäre zu tun. Aufgabe des Politikers ist es, das Richtige zu tun und es populär zu machen."

Formen von Populismus:

  • Versprochene Umsetzung: Typischerweise eine Oppositionstaktik, da man nach der Wahl in Koalitionen um so mehr Kompromisse eingehen muss. Allgemein gilt: "Dem Wahlvolk nach dem Mund reden". Das Fähnchen im Wind sein. "Rumsödern."
  • Tatsächliche Umsetzung:
    • Es wird möglichst nur das gemacht, was die Leute wollen. Ergo Rosinenpickerei, "Politik des Machbaren". (Merkel)
    • Unpopuläre Probleme bleiben liegen und werden versucht erst gar nicht anzusprechen. Siehe auch: Asymmetrische Demobilisierung. Das Bevölkerung wiegt sich in falscher Sicherheit. Dynamiken und strukturelle Probleme, die sich nur langfristig und unter hohen Kosten verbessern lassen, können sich viel leichter bis zu einem kritischen Level aufbauen.
  • Demagogischer Populismus: Es wird Hass als verbindendes Element genutzt. Lösung von Problemen ist sekundär. Es können immer wieder neue Feindbilder, Ausreden produziert werden. (Trump)

Populistische Rhetorik

Globalismus, Globalisten, globalistisch

Nicht gleichbedeutend mit Globalisierung, Globalisierungsbefürworter und globalisiert.

Es sind rechtsextreme Codes für Verschwörungstheorien, die eng mit den Begriffen "internationale Elite", "Hochfinanzelite" und "Weltjudentum" verbunden sein können. Rechtsradikale sind in der Regel Globalisierungsgegner, weil Globalisierung aus ihrer Sicht die Nation schwächt.

Humanismus

Die Begriffsbedeutung änderte sich mehrmals mit den geschichtlichen Epochen. Der modernem Humanismus ist eine Philosophie der Menschlichkeit, die sich selbst (ohne Gott und Kirche) eine Moral geben kann, die frei und sozial ist, rational denkt, die Wissenschaften übt, und sich aber auch innerhalb der Natur in einer herausgehobenen Position sieht. Er hat immer wieder versucht seine Einzigartigkeit mithilfe von Intelligenz, Sprache und Kultur zu rechtfertigen. Der gegenwärtige gelebte Humanismus befindet sich irgendwo zwischen evolutionären Humanismus und dem Transhumanismus.

Transhumanismus

Die Nationalsozialisten hatten durchaus transhumanistische Einstellungen: Stichwort Rassenlehre, Eugenik, Menschenexperimente, Übermensch. Genau genommen entsprangen ihre Überlegungen aber ihrer eigenen Ideologie.

Der heute eher überwiegend positiv interpretierbare Transhumanismus hatte mit Julian Huxley 1957 Fahrt aufgenommen, geht aber bis auf die ersten Ideen des Genetikers J. B. S. Haldane auf 1923 zurück.

Heutige Konservative und Rechte stehen dem Transhumanismus und Posthumanismus kritisch bis ablehnend gegenüber.

Der Transhumanismus als progressive Philosophie steht dem Konservatismus naturgemäß diametral gegenüber und kann von ihnen somit schnell als Bedrohung wahrgenommen oder als solche stilisiert werden.

Rechtsextreme sind auf antiwissenschaftliche Denkweisen und "alternativen Fakten" angewiesen, um ihre Forderungen besser durchsetzen zu können.

Der Transhumanismus als solcher beschäftigt sich mit der Frage, wie der Mensch sich selbst verbessern kann und sollte. Wie kann der Mensch verbessert werden? Das reicht von harmloser Technikspinnerei bis zu einer positiv gemeinten, doch ethisch kontroversen / fragwürdigen Eugenik, wie etwa, dass Eltern über die Gene ihrer Kinder bestimmen können sollten.

Posthumanismus

Je nach Strömung ist es eine "progressive" (weit in die Zukunft schauende) Philosophie, die die Frage stellt, was nach dem Menschen kommt, oder ob man das Menschsein nicht proaktiv überwinden sollte. Es gibt eine Vielzahl von Strömungen, die wiederum an den fragwürdigen Longtermism anschließen. Transhumanistische und posthumanistische Ideen können eng miteinander verbunden sein, wenn man die ersten als die zeitlichen Vorläufer des anderen betrachtet: Zum Beispiel die Selbstoptimierung des Menschen zu Cyborgs bis zu einer neuen Lebensform.

Der kritische Posthumanismus beschäftigt sich eher mit ethischen, sozialen / gesellschaftlichen Fragen, und sieht keine herausgehobene Position des Menschen mehr in der Natur, während sich der technologische Posthumanismus auf manchmal naiverweise mit Technologie getriebener Evolution beschäftigt.

  • Der technologische Posthumanismus geht oft von einem zukünftigen Menschen oder Nachfolgemodell aus, der virtueller, synthetischer oder bio-synthetisch-hybrider Natur ist, sofern er nicht vorher durch AI-Wesen komplett verdrängt worden ist. Kritiker sehen oft Minduploads und ähnliches als unrealistisch an, ebenso dass eine AI (AGI) je entwickeln werden wird bzw. dass die "Singularität" (Selbstschaffung der AI) eintritt.
  • Der kritische Posthumanismus hat meist eine (selbst)kritische Sicht auf den Humanismus. Der Humanismus sei zu sehr menschbezogen, selbstsüchtig, zerstöre daher andere Lebensformen, kurzum die Natur. Der Mensch habe kein Recht dazu. Der Mensch könne auch nicht losgelöst von der Natur betrachtet werden.

Zukunftsforschung

Kontext: WCG, Feng's Modelle
Studium von Vergangenheit und Gegenwart
Identifikation von gegenläufigen Trends, Gewichtungen in Multikausalitäten, generell wichtigen Dynamiken ("Trajektoren") und Mechanismen (Wechselwirkungen, Abhängigkeiten, etc.)
Megatrajektoren: Klimawandel, technischer Fortschritt, Weltbevölkerung
Kausalketten und Szenarien
Dieser Abschnitt wird voraussichtlich 2025 Q1/Q2 aktualisiert.
...
"A wise man once said: The best way to predict the future is to invent it."

Vollspektrumpolitik

Kontext: WCG:
1) In einem westlichen Narrativ und westlichen Handlungsraum: Unabhängig davon welche politische Gruppe die Regierung anführt, jede politische Maßnahme wird mit Argumenten möglichst jeder Parteifarbe begründen.
2) In einem chinesischen Narrativ und chinesischen Handlungsraum: Konsequente Politikgestaltung, durch die Berücksichtigung aller politischen Gruppen. Priorisierung nach Problemlagen. Künstlich erzeugter Interessenausgleich.