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Kapitel 15
- Gefangen in Dr. Andersons Zoo
Eve sprang in den Schacht hinter Emily her. Im Schacht war eine Rutsche, die ihren Fall etwas bremste. Sie fiel in Stroh, das unter der Rutsche aufgeschichtet war. Anscheinend wollte Anderson vermeiden, dass seine Opfer bereits durch den Sturz getötet wurde. Seine Kreaturen bevorzugten wohl Lebendfutter! Eve sah sich um. Sie befand sich in einem großen, fast dunklen Raum, der offenbar als Stall diente. Sie hörte das Quieken von Ratten, die sie durch ihren Sturz aufgeschreckt hatte. Dank ihrer verbesserten Wahrnehmung konnte sie alles gut erkennen. Leere Stahlkäfige standen herum, der Boden war von Knochen übersäht und es stank fürchterlich. Offensichtlich fütterte Anderson hier seine Kreaturen. Vor ihr lag Emily. Sie schien unversehrt zu sein, war aber immer noch völlig benommen von Andersons Behandlung mit dem Braintransformer.
Eve bückte sich, fasste sie an den Schultern und fragte: „Emily, wie geht es dir?“
Emily fuchtelte wild mit den Armen und schrie: „Nein! Geh weg! Fass mich nicht an!“
Eine gewaltige, unsichtbare Kraft schleuderte Eve quer durch den Raum gegen einen Käfig.
Eve war völlig überrascht.
Benommen stand sie auf und fragte: „Emily, was tust du? Was ist mit dir?“
Emily richtete sich auf und sah sich angstvoll um: „Eve, bist du das? Hier ist es so dunkel. Ich kann überhaupt nichts sehen.“
Eve antwortete: „Ja, ich bin’s. Bitte beruhige dich.“
Sie ging auf Emily zu und nahm sie tröstend in den Arm.
Dann fragte Eve: „Sag mal, hast du mich eben so durch den Raum geschleudert?“
Emily erwiderte schuldbewusst: „Tut mir leid. Das wollte ich nicht.“
Eve fragte verwundert: „Wie hast du das gemacht?“
Emily grübelte: „Keine Ahnung. Ich hatte so schreckliche Angst und wollte mich wehren.“
Eve sah sie staunend an.
Emily rümpfte die Nase und sagte: „Igitt! Hier stinkt’s! Wo sind wir denn hier?“
Eve entgegnete: „Wir sind in Andersons Zoo. Keine Ahnung, was er damit meinte.“
Emily flüsterte: „Achtung! Da kommt irgendetwas auf uns zu. Etwas Großes, Bösartiges.“
Eve sagte leise: „Ja, du hast Recht! Ich kann es auch spüren.“
Sie versteckten sich hinter den Käfigen. Die Tür des Raumes öffnete sich. Kalte Luft strömte ein und das einfallende Licht blendete sie. Die Silhouette einer menschenähnlichen Kreatur erschien in der Tür. Sie war ungefähr 1,90 m groß, muskulös, trug ein dichtes, schwarzes Fell und eine zerrissene, ausgefranste Hose. Ein Wolfsmensch! Er hatte leuchtende, gelbe Augen und in seiner Schnauze befanden sich kräftige Reißzähne. Sein muskulöser, breitschultriger Oberkörper und seine Arme waren relativ lang im Vergleich zu seinen Beinen. An seinen knorrigen Händen und Füßen befanden sich große gebogene Krallen. Sein Gang war leicht gebückt.
Plötzlich schnüffelte er und sah sich suchend um: „Was ist das? Hier riecht’s nach Katzen! Ich hasse Katzen!“ Böse knurrend sah er sich um. Er schnüffelte angewidert und kam näher.
Eve schob Emily hinter sich und flüsterte: „Versteck dich! Ich werde versuchen ihn aufzuhalten.“
Ihr Plasmagewehr lag immer noch im Stroh, in das sie gestürzt war und war damit außer Reichweite. Sie hatte noch eine Pistole, ein Ersatzmagazin und zwei Granaten bei sich, aber der Wolfsmensch hatte sie bereits entdeckt und sprang auf sie zu. Eve wich geschickt aus und versetzte ihm einen Schlag gegen seinen Hinterkopf, aber das machte ihn noch wütender. Er fletschte die Zähne, knurrte und schlug mit seinen Klauen nach ihr. Mit seinen langen Armen hatte er eine unglaubliche Reichweite. Er erwischte Eve an der Hüfte. Sie schrie auf und tastete nach der Wunde. Ihre Hand war voller Blut, obwohl sie sein Schlag nur gestreift hatte. Sie musste sich vor seinen Klauen in Acht nehmen.
Der Wolfsmensch grinste böse und knurrte: „Kätzchen, geh aus dem Weg! Die Kleine gehört mir!“
Emily zog sich ängstlich in die Ecke des Raumes zurück. Der Wolfsmensch kam drohend näher. Anscheinend hatte er es auf Emily abgesehen und wollte nur Eve vertreiben.
Eve fragte gereizt: „Was soll das? Warum nennst du mich Kätzchen?“
Der Wolfsmensch fletschte seine Zähne und knurrte böse: „Du dummes Ding! Du stinkst nach Katze! Weißt du das nicht? Hat dich mein Herr denn nicht aufgeklärt?“
Eve blickte ihn irritiert an. Was wollte er damit sagen?
Der Wolfsmensch knurrte drohend: „Geh mir endlich aus dem Weg! Das hier ist mein Territorium!“ Seine gelben Raubtieraugen funkelten tückisch.
Eve war verwirrt. Befanden sich im C-Serum Katzengene? Sie hatte keine Zeit darüber nachzudenken. Der Wolfsmensch sprang auf sie zu und versuchte sie zu beißen. Sie ließ sich nach hinten fallen und warf ihn über sich. Wütend aufheulend fuhr er herum. Eve versetzte ihm einen Tritt in den Magen. Dem Wolfsmenschen blieb für einen Moment die Luft weg. Er würgte und hielt sich den Bauch. Eve setzte nach und versetzte ihm mehrere Fausthiebe und einen empfindlichen Schlag direkt auf die Nase. Sie blutete. Er heulte vor Schmerzen und hob abwehrend die Hände. Darauf hatte Eve nur gewartet. Mit voller Wucht trat sie ihm zwischen die Beine. Der Wolfsmensch riss entsetzt die Augen auf, schnappte jaulend nach Luft und sackte zu Boden. Sie hatte ihn voll erwischt, aber er war immer noch bei Bewusstsein. Er kroch in Richtung Tür. Eve musterte ihn nachdenklich.
Der Wolfsmensch hatte den Ausgang erreicht, richtete sich auf und presste drohend durch die Zähne: „Du hast nur Glück gehabt! Es ist noch nicht vorbei! Noch lange nicht!“
Er rannte ins Freie und stieß ein wildes Heulen aus!
Eve holte ihr Plasmagewehr, ging zu Emily und sagte grinsend: „Ich glaube, der hat genug.“
Emily widersprach: „Nein, er ruft um Hilfe. Sein Rudel ist ganz in der Nähe.“
Eve entgegnete: „Woher willst du das wissen?“
Emily antwortete: „Ich kann seine Gedanken lesen und deine auch.“
Eve sah sie ungläubig an.
Emily fuhr fort: „Du fragst dich, ob sich im C-Serum Katzengene befinden.“
Eve fragte zweifelnd: „Du kannst wirklich meine Gedanken lesen?“
Emily entgegnete: „Ja! Meine Mutter hatte telepathische und telekinetische Kräfte. Das weiß ich von Anderson. Anscheinend habe ich diese Fähigkeiten geerbt und durch den Braintransformer wurden sie aktiviert und verstärkt.“
Eve murmelte: „Das klingt wirklich unglaublich!
Emily schüttelte traurig den Kopf: „Das ist gar nicht so toll, wie du denkst. Ich fange ständig wirre Gedanken auf, die auf mich einstürmen. Mir ist übel und ich habe schreckliche Kopfschmerzen.“
Eve entgegnete: „Tut mir leid Kleines, das wusste ich nicht.“
Dann fuhr sie fort: „Ich versuche Bill zu erreichen. Vielleicht kann er uns helfen.“
Sie nahm ihren Comlink und sagte: „Hallo Bill, hier ist Eve. Bitte melde dich!“
Aus dem Comlink kam nur ein Rauschen.
Eve gab es auf sagte resigniert: „Es ist zwecklos. Ich bekomme keine Verbindung.“
Sie ging zur Rutsche und schaute nach oben. Die Luke des Schachtes war geschlossen. Sie nahm nachdenklich eine Granate in die Hand und sagte zu Emily: „Wir müssen hier raus. Geh in Deckung. Ich werde versuchen, die Luke zu sprengen.“ Sie aktivierte die Granate, zählte und warf sie in letzter Sekunde nach oben in den Schacht. Schnell sprang sie in Deckung. Eine ohrenbetäubende Explosion ertönte. Rauch quoll aus dem Schacht. Eve stand auf, lief zum Schacht und schaute erwartungsvoll nach oben, aber die Luke war nach wie vor geschlossen.
Sie sagte frustriert: „Zwecklos. Das sind stabile Panzerplatten. Wir müssen uns einen anderen Ausgang suchen.“
Plötzlich hörte sie Andersons hämisches Lachen: „Willkommen in meinem Zoo! Ich hätte dir gleich sagen können, dass das nicht funktioniert.“
Eve sah sich um. Anderson schien sie zu beobachten. An der Decke befand sich eine Überwachungskamera. Eve hob ihr Plasmagewehr und schoss. Die Kamera explodierte.
Anderson höhnte: „Ja, verschwende nur deine Munition. Dann seid ihr noch schneller erledigt.“
Eve zischte: „Sei endlich still, du Bastard!“
Aber Anderson lachte nur.
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