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Kapitel 1
- Das C-Serum
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Wir schreiben das Jahr 2030.
Die Techstar Corporation (TSC), der weltweit größte Konzern für Computertechnologie, Pharmaindustrie und Genforschung hat in der Antarktis ein geheimes, unterirdisches Forschungslabor eingerichtet.
Unfallopfer, die von der Medizin aufgegeben wurden, werden in tiefgekühlten Behältern hierher transportiert und dienen wissenschaftlichen Forschungen für militärische Zwecke.
Professor Dr. Connors ist eine Kapazität auf dem Gebiet der Genforschung. Er hat eine 10-
jährige Tochter namens Emily. Sie leidet unter einer schweren Form von Muskelentzündung,
hervorgerufen durch eine Fehlfunktion ihres Immunsystems. Ihr Abwehrsystem wendet sich
gegen ihren eigenen Körper, was zu Muskelerschlaffung und Lähmungserscheinungen führt.
Eine Krankheit, die sie von ihrer Mutter geerbt hat. Sie tritt in Schüben auf und führt
unbehandelt durch Lähmung der Atemmuskulatur zum sicheren Tod. Seine Frau konnte er
leider nicht retten und seine Tochter Emily ist mit fortschreitender Erkrankung bereits seit
einem Jahr an den Rollstuhl gefesselt.
Connors arbeitet fieberhaft an einem Serum, das in der Lage sein soll, ihr krankes Immunsystem zu heilen, zu verstärken und beschädigte Körperzellen zu ersetzen. Bisher leider ohne Erfolg.
Die TSC bezeichnet seine Forschungen als „Projekt 257“ und plant sein Cell-Serum oder kurz C-Serum für militärische Zwecke einzusetzen. Sie will einen Supersoldaten erschaffen, dessen Körper sich bei Verletzungen schnell regeneriert und den man leicht klonen kann.
Connors ahnt davon nichts. Er ist beseelt von dem Gedanken, seinen Patienten zu helfen und das Leben seiner Tochter zu retten.
Dr. Anderson verfolgt ganz andere Ziele. Er ist Spezialist für Klontechnologie. Sein Labor
befindet sich auf Ebene 4 des Stützpunktes.
Man sagt, er sei verrückt und von Macht besessen. Er habe sogar schon Selbstversuche durchgeführt, um seinen Körper künstlich zu verstärken und zu verbessern. Das hatte fatale Folgen. Sein Körper verfällt zusehends und seine Haut löst sich schuppig ab. Mit der Zeit wird er immer bösartiger.
Unter seinem Labor, auf Ebene 5, der untersten Ebene des Komplexes, hat er ein Versuchsgelände für seine Kreaturen eingerichtet, das er ironisch Zoo nennt.
Es ist eine künstliche Landschaft, bestehend aus Eis, Felsen, Urwald, Sumpf und Wüstenflächen. Sie wird von einem Höhlensystem durchzogen, das die verschiedenen Räume miteinander verbindet. Der Zoo verfügt über ein eigenes Überwachungssystem. Dr. Anderson ergötzt sich an der tödlichen Perfektion seiner Kreaturen. Wehe dem unangemeldeten Besucher, der es wagt, ihn zu stören. Es soll schon vorgekommen sein, dass manche Tür oder der Fahrstuhl im Zoo endete.
Die Geschäftsleitung der TSC lässt ihn unbehelligt, weil seine Forschungen für ihre militärischen Auftraggeber von höchstem Interesse sind.
Bill Johnson ist der Computerspezialist im Stützpunkt, der den Zentralcomputer betreut.
Er mag Professor Dr. Connors kleine Tochter Emily. Ihm tut das arme Mädchen leid. Er
besucht sie, so oft er kann und lernt sie Computertricks, die Hacker vor Neid erblassen
lassen.
Den Zentralcomputer, den Bill betreut, nennt er Carmen.
Carmen ist eine hoch entwickelte künstliche Intelligenz, die mit Kameras den Stützpunkt überwacht und alle elektrischen Systeme kontrolliert.
Sie verfügt über Sprachausgabe und kann ein holografisches Abbild von sich selbst erstellen.
Bill hackt sich oft in ihre Programmierung ein, um ihre Logik zu optimieren und ihr Verhalten menschlicher zu gestalten.
Der Stützpunkt verfügt über einen eigenen Sicherheitsdienst.
Wachmänner sitzen in Kontrollräumen und überwachen mit Kameras den Stützpunkt.
Sie observieren und überführen Patienten in andere Labors und bedienen die Konsolen zum Zugang in Sicherheitsbereiche. Oft ist die Bedienung mehrerer Konsolen erforderlich, bis Türen und Fahrstühle sich öffnen. Ursprünglich war Carmen dafür konzipiert, auch die Türsteuerung zu übernehmen, Commander Grey ließ diese Funktion jedoch deaktivieren.
Commander Grey ist Leiter des Stützpunktes und Chef der Sicherheitsabteilung.
Aufgrund seiner militärischen Leistungen und seinem Durchsetzungsvermögen wurde er von der TSC für den Posten in der Antarktis abgeworben. Beim Militär musste er miterleben, dass viele gute Soldaten ohne zwingenden Grund, durch künstlich verbesserte Klone ersetzt oder in inszenierten Schaukämpfen gegen diese genmanipulierten Freaks verletzt oder getötet wurden. Grey misstraut der Technik und baut auf die Loyalität seiner Leute. Er hasst Klone, ist aber stets korrekt und knallhart in seinen Entscheidungen.
Professor Dr. Connors war gerade in seinem Labor, das sich auf Ebene 2 befindet.
Erstmals schien er mit seinem C-Serum einen Durchbruch zu erzielen.
Seine neue Patientin Eve machte erstaunliche Fortschritte.
Versuchsobjekt: | Eve |
Geschlecht: | weiblich |
Größe: | 1,70 m |
Alter: | ca. 22 Jahre |
Name und Herkunft: | unbekannt |
Eingeliefert: | Samstag, 20. April 2030 20:15 |
Befund: | Unfall beim Fallschirmspringen, Körper bei Einlieferung völlig zerschmettert, schwerste innere Verletzungen, Gedächtnisverlust |
Überlebenschancen: | minimal |
Besonderheiten: | Ausgeprägte Fitness und sehr widerstandsfähiges Immunsystem |
Heilungsmaßnahmen: | Verabreichung von C-Serum, Lagerung in Nährlösung, Reizstrombehandlung |
Versuchsergebnisse: | Positiv Immunsystem durch C-Serum völlig verändert, Rasante Regeneration und Verstärkung der Körperzellen, Brüche und Verletzungen bereits nach wenigen Tagen vollständig verheilt, ungewöhnliche Stärke, Reflexe und stark verbessertes Wahrnehmungsvermögen |
Verwertbarkeit: | Verbesserung des C-Serums durch Zugabe aktiver Körperzellen von Versuchsobjekt Eve |
Nebenwirkungen: | Mutation des Zellgewebes festgestellt |
Auswirkungen: | unbekannt |
Prognose: | Sehr gute Heilungschancen durch verbessertes C-Serum |
Weiteres Vorgehen: | Erforschung und Dokumentation der fortschreitenden Zellmutation |
Mittwoch, 15. Mai 2030 7:10
Professor Dr. Connors weckte seine Patientin Eve aus dem künstlichen Koma.
Eve fragte benommen: „Wo … wo bin ich?
Connors entgegnete: „Bleiben Sie ruhig, es ist alles in Ordnung, sie sind in meinem Labor“.
Eve sah ihn fragend an: „Wer sind Sie? Was ist passiert?
Connors antwortete: „Ich bin Professor Dr. Connors. Sie sind abgestürzt. Erinnern Sie sich?“
Eve schüttelte den Kopf: „Der Sturz, der Aufprall, sonst … nichts.“
Connors fragte: „Wie ist ihr Name?“
Eve überlegte: Ich … ich weiß nicht, wer ich bin.
Connors fuhr fort: Woher kommen Sie? Können sie sich erinnern?“
Eve entgegnete: „Nein … ich erinnere mich an gar nichts.“
Connors sagte beruhigend: „Wie es scheint, haben sie eine Amnesie. Das wird schon wieder. Können Sie aufstehen?“
Eve versuchte es und Connors nickte ihr aufmunternd zu.
Eve sagte verwundert: „Das verstehe ich nicht. Ich fühle gar keine Schmerzen. Was haben Sie mit mir gemacht.“
Eve stand auf und ging einige Schritte hin und her. Die junge Frau war Connors auf Anhieb sympathisch. Sie war gerade erst aus dem Koma erwacht und fühlte sich gut. Ihre einzige Einschränkung war ihre Amnesie.
Connors staunte: „Ein Wunder wie schnell sie sich von diesem schweren Sturz erholt haben.“
Eve entgegnete: „Ich fühle mich, als wäre nichts passiert. Ich fühle mich topfit.
Connors sagte: „Ich würde gerne ihre Reflexe testen und sie genaueren Untersuchungen unterziehen. Würden sie bitte mit mir kommen?“
Eve fragte nachdenklich: „Gern Professor, aber sagen Sie, was tut der Wachmann hier?“
Connors antwortete: „Sie befinden sich in einem Speziallabor der TSC. Das Sicherheitspersonal ist hier überall vertreten. Anordnung von oben. Ignorieren sie ihn einfach.
Eves Verfassung war phänomenal. Sie hatte die Konstitution einer Hochleistungssportlerin.
Ihre Kraft war immens und ihre Sinne ungewöhnlich geschärft.
Er ließ Eve einen computergesteuerten Trainingsparkur absolvieren, unterzog sie einigen Belastungstests. Danach testete er ihre Reflexe und ihr Wahrnehmungsvermögen.
Entgegen dem Einspruch des Wachmanns ließ er sie auch eine Schießübung durchführen. Alles meisterte sie mit Bravour.
Connors dokumentierte eifrig alle Details. Endlich hatte er bei seinen Forschungen den
entscheidenden Durchbruch erzielt. Weil es seiner Tochter Emily sehr schlecht ging, hatte er
ihr bereits vor drei Tagen das neue C-Serum verabreicht und schon gestern ging es ihr
deutlich besser. Früher hatte ihr Körper kaum auf das C-Serum angesprochen doch jetzt
schienen ihre Körperzellen ein Eigenleben zu führen. Krankes Gewebe wurde in rasender
Geschwindigkeit durch neue, stärkere Körperzellen ersetzt. Heute Morgen konnte sie sogar
zum ersten Mal seit einem Jahr aus ihrem Rollstuhl aufstehen. Connors war glücklich. Wie es
schien, konnte er nicht nur das Leben seiner Tochter retten, sondern sie würde auch ein
ganz normales Leben führen können. Eine Hoffnung, die er schon fast aufgegeben hatte.
Zurück im Labor kam Bill Johnson herein. Er war 30 Jahre alt, schlank, 1,80 m groß und eine
selbstsichere, beruhigende Ausstrahlung. Eve musterte ihn interessiert. Ihre Blicke
verschmolzen miteinander.
Connors sagte: „Darf ich vorstellen. Das ist Bill Johnson, der ihnen bei Ihrer Einlieferung den Namen Eve gegeben hat. Er ist unser Computerexperte und ein Freund der Familie.“
Eve schenkte ihm ein Lächeln: „Angenehm, Herr Johnson.“
Bill entgegnete freundlich: „Nennen Sie mich einfach Bill.“
Eve antwortete rasch: Gerne, und Sie, äh … du kannst Eve zu mir sagen. Eve … der Name klingt gar nicht so übel. Durch meine Amnesie kann ich mich leider an gar nichts erinnern. Mein früheres Leben ist wie ausgelöscht.“
Bill entgegnete zuversichtlich: „Bei Professor Dr. Connors bist du in guten Händen. Er ist der beste Arzt, den ich kenne.“
Dann wandte er sich Connors zu: „Professor, ich habe Emily mitgebracht. Sie wartet im
Nebenraum. Es geht ihr blendend. Sie werden Augen machen, wenn Sie sie sehen.“
Eve sagte verwundert: „Ich … ich kann sie fühlen. Eine seltsam vertraute Aura. Ich möchte sie kennenlernen.“
Connors war überrascht. Entwickelte Eve telepathische Fähigkeiten, mutierte ihr Körper und
war es ein Fehler seiner Tochter Emily das mit Eves Körperzellen veränderte C-Serum zu
verabreichen? Er brannte darauf, Eve nochmals zu untersuchen.
Sie betraten den Nebenraum. Emily hatte sie schon erwartet. Auch sie konnte Eves Aura spüren. Die beiden verstanden sich auf Anhieb, wie Seelenverwandte.
Emily sagte: „Hi, ich bin Emily, und wie heißt du?
Eve entgegnete: „Ich weiß es nicht, nenn mich einfach Eve.“
Emily fragte verwundert: „Hast du das eben auch gespürt? Ich meine, als du noch im Labor warst?“
Eve erwiderte: Ich weiß, was du meinst. Ich habe so etwas noch nie zuvor erlebt.“
Emily grinste: „Ich auch nicht.“
Connors war das Ganze unheimlich. Sicher, er freute sich, dass es Emily so gut ging.
Andererseits war er beunruhigt über die rapide Veränderung ihrer Körperzellen.
Alles ging viel zu schnell, zu einfach. Mit der Entwicklung telepathischer Fähigkeiten hatte er niemals gerechnet. Was würde passieren, wenn das Experiment außer Kontrolle geriet?
Hatte er Übermenschen oder Monster erschaffen? War ihre Zellstruktur instabil?
Plötzlich hatte er Angst. Was würde passieren, wenn die Geschäftsleitung oder das Militär davon erfuhr? Würden sie Emily als gefährlich einstufen und sie ihm wegnehmen?
Was hatte der Wachmann mitbekommen, der an der Tür stand?
Er wagte gar nicht, daran zu denken.
Connors gab sich ungezwungen und wandte sich an Bill: „Bill, sie sollten jetzt gehen. Ich
muss Eve und meine kleine Prinzessin unbedingt noch einmal untersuchen. Ihre Fortschritte
sind wirklich phänomenal.“
Emily schmollte: „Ich bin kein kleines Mädchen mehr.“
Connors antwortete: „Ich weiß, mein Schatz. Ich möchte nur, dass es dir gut geht.“
Bill verabschiedete sich: „Bis später, Professor. Wir sehen uns beim Abendessen. Tschüss, ihr zwei Hübschen.
Connors lachte: „Lassen Sie das nur nicht Carmen hören, sonst wird sie eifersüchtig.“
Eve wurde nachdenklich und Emily grinste: „Tschüss, Bill.“
Nachdem Bill gegangen war, fragte Eve Emily: „Wer ist Carmen?“
Emily antwortete schelmisch: „Der gute Geist des Hauses. Sieht alles, hört alles, weiß alles.“
Connors erklärte: Carmen ist unser Zentralcomputer, eine hoch entwickelte künstliche Intelligenz. Alle elektrischen Anlagen dieses Komplexes werden von ihr gesteuert. Bill hat sie Carmen genannt.“
Eve sagte nachdenklich: „Hm, er gibt also auch Maschinen Namen?
Emily rief: „Carmen, zeig dich mal! Ich möchte dir Eve vorstellen!“
Die Überwachungskamera projizierte ein grünes Hologramm einer jungen Frau im Raum. Ihr gesamter Körper war von Leiterbahnen überzogen, wie bei einer Computerplatine.
Emily sagte: „ Eve, das ist Carmen. Carmen, das ist Eve. Sei nett zu ihr!“
Carmen entgegnete: „Eve ist in meiner Datenbank als Versuchsobjekt registriert. Ich bin nicht dazu autorisiert, zu ihr nett zu sein.“
Emily war empört: „Das war unpassend und gemein! Sei doch nicht immer so stur! Und überhaupt, wie siehst du heute wieder aus? Hast du nichts anderes, als dieses blöde Leiterbahnendesign?“
Carmen antwortete nüchtern: „Ich habe Zugriff auf 65536 Texturen. Diese Textur kommt meinen Platinen am nächsten.“
Emily schüttelte resigniert den Kopf: „Ich muss mal mit Bill reden, damit er für dich ein cooles Design erstellt.“
Carmen entgegnete: „Das hat er bereits getan. Willst du es sehen?“
Hastig mischte Connors sich ein: „Äh … ein anderes Mal vielleicht, außerdem haben wir heute noch viel zu arbeiten. Carmen würdest du uns jetzt bitte verlassen!“
Carmen antwortete: „Wie sie wünschen Professor.“ Ihr Hologramm verschwand.
Eve runzelte nachdenklich die Stirn und Emily schmollte: „Och, schade!“
Connors wandte sich wieder Eve zu: „Eve, ich würde gerne noch ein paar Tests mit ihnen
durchführen.
Die Regeneration ihres Körpers ist wirklich unglaublich. Ich muss unbedingt wissen, was in ihnen vorgeht. Stellen Sie sich bitte auf diese Plattform. Es wird nicht lange dauern.
Eve antwortete: „Gerne, Professor“.
Von der Decke her stülpte sich der Glaszylinder einer Untersuchungsröhre über Eve. Lichtstrahlen wanderten langsam, von summenden Geräuschen begleitet, über ihren Körper. Connors starrte wie gebannt auf die Anzeigen.
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